Monatsbericht zum Hintergrundmessnetz - März 2020

Wetterlage und Interpretation des Immissionsgeschehens

Der März 2020 war etwas wärmer als der langjährige Durchschnitt (+ 0,9 °C gegenüber dem Klimamittel 1981-2010) und im Großteil Österreichs sehr trocken. In den Regionen nördlich des Alpenhauptkamms fiel zumeist nur die Hälfte des durchschnittlichen Niederschlags; lediglich Westkärnten und Osttirol wiesen durchschnittliche Regenmengen auf.

Die erste Monatshälfte wurde von Westwetterlagen geprägt und war vergleichsweise warm. Von 17. bis 20.3. herrschten Hochdruckwetterlagen vor, danach Nord- und Ostwetterlagen, mit denen vergleichsweise kühle Luftmassen Österreich erreichten.

Die mittlere PM10-Belastung lag an den Messstellen Enzenkirchen, Illmitz und Pillersdorf deutlich unter dem Durchschnitt der letzten Jahre, in Vorhegg und auf dem Zöbelboden nahe dem langjährigen Mittel und in Klöch darüber. Während der ersten Monatshälfte wurden infolge des Vorherrschens von Westwetterlagen mit milder Witterung sehr niedrige PM10-Belastungen gemessen; ungünstigere Ausbreitungsbedingungen hatten ab 16.3. höhere Konzentrationen zur Folge.

Von 27. bis 29.3. verursachten Wüstenstaub und Ferntransport aus anthropogenen Quellen außergewöhnlich hohe PM10-Konzentrationen an den Messstellen des Umweltbundesamtes. In Illmitz und Klöch lagen jeweils zwei Tagesmittelwerte, in Enzenkirchen und auf dem Zöbelboden jeweils ein Tagesmittelwert über 50 µg/m³.

Die folgende Tabelle gibt die PM10-Tagesmittelwerte von 27. bis 29.3. sowie den höchsten gemessenen Halbstundenmittelwert (in µg/m³) an.

In Klöch und auf dem Zöbelboden wurde am 27.3.2020 jeweils der höchste Tagesmittelwert der Messreihe (d.h. seit 2003) registriert.

Dieses Wüstenstaubereignis ist insofern ungewöhnlich, als die Modellrechnungen des „WMO Sand and Dust Storm Warning Advisory and Assessment System“ (SDS-WAS) die Karakum-Wüste in Turkmenistan und den nördlichen Iran als Herkunftsregion identifizieren, eventuell mit Beiträgen von der Arabischen Halbinsel. Bei allen in den letzten Jahren beobachteten Ereignissen mit Wüstenstaubtransport nach Österreich kam der Staub aus der Sahara.

Die kontinuierlichen PM-Messgeräte (Grimm EDM180) der Messstationen Enzenkirchen, Illmitz, Pillersdorf und Zöbelboden erfassen mehrere PM-Fraktionen und die Teilchenzahl (Partikel > 0,25 µm). Sie erlauben – zusammen mit meteorologischen Daten und Rückwärtstrajektorien – eine Detailanalyse dieser Belastungsepisode, welche zeigt, dass die erhöhten PM10-Konzentrationen auf eine Überlagerung von Wüstenstaub-Transport aus Südwestasien und PM10-Ferntransport (FT) aus anthropogenen Quellen im Osten bzw. Norden Österreichs zurückgehen. Ein niedriger Anteil von PM2,5 am PM10, eine vergleichsweise geringe Teilchenanzahl sowie eine niedrige relative Feuchte kennzeichnen Wüstenstaub, ein hoher Anteil von PM2,5 am PM10 und eine hohe Teilchenanzahl PM aus anthropogenen Quellen bzw. sekundäre Partikel.

Ferntransport aus Ungarn lässt sich ab 26.3. nachmittags bis 27.3. morgens feststellen. Am 27.3. morgens erreichte Wüstenstaub Österreich, die maximalen Konzentrationen wurden mittags gemessen. Ein deutlicher Anstieg der Teilchenzahl parallel zu einem Rückgang der PM10-Konzentration bei etwa gleichbleibender PM2,5-Konzentration deutet zwischen 27.3. abends und 28.3. morgens auf wesentliche Beiträge anthropogener PM-Quellen bzw. sekundärer Aerosole zusätzlich zum Wüstenstaub hin. Von 28.3. morgens bis spät abends lässt sich in Ostösterreich, nicht aber in Oberösterreich mit einem starken Anstieg der PM10-Konzentration bei niedriger Teilchenzahl wieder Wüstenstaub feststellen. Nach einem Rückgang der Belastung traten von 28.3. Mitternacht bis 29.3. nachmittags erneut stark erhöhte PM10- und PM2,5-Konzentrationen bei sehr hoher Teilchenanzahl auf, die sich anhand der Rückwärtstrajektorien anthropogenen Quellen in Tschechien und im Osten Deutschlands zuordnen lassen.

Die folgende Tabelle gibt die ungefähre mittlere PM10-Konzentration und Teilchenanzahl während der verschiedenen Phasen an den Messstellen Illmitz, Pillersdorf und Zöbelboden an.

Am 24.3. brannte ein Strohballenlager in Podersdorf am Neusiedlersee. Auswirkungen des Brandes waren in Illmitz in Form kurzzeitig erhöhter PM10-Konzentrationen mit einem maximalen Halbstundenmittelwert von 94 µg/m³ (der Tagesmittelwert betrug 21 µg/m³) und einer maximalen Teilchenanzahl von über 610.000/m³ festzustellen.

Die NO2-Belastung lag an allen Messstellen unter dem Durchschnitt der letzten Jahre; in Enzenkirchen und Illmitz wurde der niedrigste Monatsmittelwert im März seit Beginn der Messung (2000) registriert.

Ab 16.3.2020 traten Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Epidemie in Kraft, die zu starken Einschränkungen des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft führten. Diese hatten einen deutlichen Rückgang des Straßenverkehrs und damit der Stickstoffoxidemissionen zur Folge. Die im langjährigen Vergleich niedrige NO2-Belastung, die an den Hintergrundmessstellen im März gemessen wurde, spiegelt diese Änderung der Emissionen nicht wider. Die NO2-Konzentrationen lagen in der ersten Monatshälfte sowie ab 16.3. jeweils bei ca. 70 % des Durchschnitts der letzten zehn Jahre. Ein möglicher Effekt des Rückgangs der NOx-Emission wurde durch die vergleichsweise ungünstigen Ausbreitungsbedingungen ab 16.3. kompensiert.

Die SO2-Belastung lag an allen Messstellen unter dem Durchschnitt der letzten Jahre.

Die außeralpinen Messstellen wiesen im März 2020 eine überdurchschnittliche Ozonbelastung auf, wobei in Enzenkirchen der höchste Monatsmittelwert im März seit 2006 registriert wurde. Im Mittelgebirge lag die Ozonkonzentration auf einem durchschnittlichen Niveau, auf dem Sonnblick etwas darunter.

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keine Ausfälle