Weltbodentag 2024
Anlässlich des Weltbodentags am 5. Dezember erinnert das Umweltbundesamt an die Bedeutung gesunder Böden und gibt Einblick in aktuelle Analysen und Bildungsprojekte.
Böden, unsere Lebensgrundlage
Böden sind Lebensgrundlage und spielen eine wichtige Rolle in Bezug auf Ernährungssicherheit, Klimaschutz und biologische Vielfalt. In einer Handvoll Boden befinden sich mehr Lebewesen als Menschen auf der Erde. Rund ein Viertel aller Arten unseres Planeten leben in der Erde. Diese Organismen sorgen für einen gesunden, fruchtbaren Boden. Als Substrat für Pflanzen sind Böden die wichtigste Grundlage für die Ernährung. Auch als natürlicher Hochwasserschutz ist Boden unverzichtbar. Ein gesunder Boden kann etwa 200 Liter Wasser pro Quadratmeter speichern. Böden sind auch wichtige Verbündete im Klimaschutz. In Österreichs Böden sind rund 840 Megatonnen Kohlenstoff gespeichert, das entspricht den Treibhausgasemissionen von 40 Jahren.
Organische Böden in Österreich – Verbündete im Klimaschutz
Organische Böden stellen sehr große Reservoirs an organischem Kohlenstoff dar, die sich über Jahrhunderte bis Jahrtausende aufgebaut haben. Nur etwa 3 bis 4% der Erde sind von Torflandschaften bedeckt, sie speichern aber ein Drittel des globalen Bodenkohlenstoffs und doppelt so viel Kohlenstoff wie die Biomasse aller Wälder dieser Erde. Global sind etwa 12% der Torflandschaften drainagiert oder degradiert. Dadurch werden die Kohlenstoffreservoirs rasch abgebaut und tragen zur Anreicherung der Atmosphäre mit CO2 bei.
In einer aktuellen Erhebung hat das Umweltbundesamt 100.119 Hektar organischer Böden in Österreich identifiziert. 41% davon sind drainagiert. Die Hälfte dieser Böden kommen in Wäldern, 43% auf landwirtschaftlich genutzten Flächen, 5% im Siedlungsraum und 2% in Feuchtgebieten vor. Ihre jährlichen Gesamtemissionen belaufen sich auf 992 Kilotonnen CO2-Äquivalente (CO2, Lachgas, Methan). Sie entsprechen trotz deren geringer flächenmäßigen Ausdehnung 1,4% der gesamten österreichischen Treibhausgasemissionen des Jahres 2022. Durch Wiedervernässung können sie zu einer Senke von Treibhausgasen werden und damit auch einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele und der Ziele internationaler Verordnungen.
Die EU Wiederherstellungsverordnung sieht vor, dass auf 50% der Törfböden, die in der Vergangenheit landwirtschaftlich genutzt wurden, bis 2050 Wiederherstellungsmaßnahmen gesetzt werden, wobei auf mindestens einem Drittel davon Wiedervernässung erfolgen muss. Damit soll der in diesen Böden gebundene Kohlenstoff weiterhin fixiert und neuer Kohlenstoff gebunden und ein wichtiger Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels gesetzt werden.
Um Böden nachhaltig zu nutzen und den Bodenverbrauch substanziell zu reduzieren braucht es ein strategisches Flächenmanagement mit verbindlichen Zielwerten.
Nachhaltige Bodennutzung notwendig
Die aktuellen Zahlen zur Flächeninanspruchnahme und Versiegelung in Österreich zeigen, dass der Bodenverbrauch nach wie vor zu hoch ist. Das vom Umweltbundesamt im Auftrag der ÖROK entwickelte, neue Datenmodell berücksichtigt alle bundesweit verfügbaren, sektoralen Daten und liefert eine wichtige Grundlage für den Bodenschutz in Österreich. Im Zentrum des Modells steht die Ermittlung der Flächeninanspruchnahme, also jener Fläche, die für die land- und forstwirtschaftliche Nutzung sowie als natürlicher Lebensraum verloren geht.
Die gesamte Flächeninanspruchnahme beträgt 5.648 km² (Datenstand 2022) und setzt sich zu 30,4% aus Verkehrsflächen, 49,5% aus Siedlungsflächen innerhalb der Baulandwidmung, 11,7% aus Siedlungsflächen außerhalb der Baulandwidmung, 5,8% aus Freizeit- und Erholungsflächen sowie 2,6% aus Ver- und Entsorgungsflächen zusammen. Eine wichtige Teilmenge der Flächeninanspruchnahme ist die Versiegelung, die 100-prozentige Abdeckung des Bodens mit einer wasser- und luftundurchlässigen Schicht. Von der gesamten in Anspruch genommenen Fläche sind in Österreich durchschnittlich rund 52% versiegelt, das sind 2.964 km².
„Um Böden nachhaltig zu nutzen und den Bodenverbrauch substanziell zu reduzieren braucht es ein strategisches Flächenmanagement mit verbindlichen Zielwerten für die Erhaltung produktiver Böden, Bodenfunktionsbewertungen, Wiedernutzung von Leerstand und Brachflächen, Festlegung von Siedlungsgrenzen, die Definition von Vorrangflächen für die landwirtschaftliche Produktion und für Hochwasser-Rückhaltung und den Schutz wichtiger Ökosysteme“, erläutert Helmut Gaugitsch, Leiter des Bereichs Biodiversität im Umweltbundesamt
Wichtig: Wissen über den Boden vermitteln
Das Umweltbundesamt arbeitet seit mehr als zehn Jahren daran, Wissen über den Boden kompetent und kurzweilig an Schüler:innen unterschiedlicher Schultypen zu vermitteln. Kinder werden dazu in eine aktive Rolle gebracht, selbst Boden zu erforschen und kennenzulernen, dabei spielen innovative didaktische Ansätze wie Peer Teaching, forschendes Lernen und die Einbindung der Familie eine wichtige Rolle. „Wir sehen, dass unserer Workshops bei den Kindern auf großes Interesse stoßen. Und wir wissen auch, dass die Kinder mit ihren Eltern und Geschwistern darüber reden“, freut sich Barbara Birli, Bodenexpertin im Umweltbundesamt. „Wir wollen den Schüler:innen die Funktionen des Bodens näherbringen, vor allem aber vermitteln, wie wir mit dem Boden achtsam umgehen können“
Im Projekt „Soil Walks“ diskutieren Umweltbundesamt-Expert:innen bei Spaziergängen durch Gemeinden mit Bewohner:innen und Entscheidungsträger:innen über die Themen Flächeninanspruchnahme, Versiegelung und Innenentwicklung. Durch den Walk&Talk Ansatz soll zur aktiven Partizipation motiviert und die Akzeptanz raumplanerischer Maßnahmen zum sorgsamen Umgang mit dem Boden gesteigert werden.
Im Rahmen des Weltbodentags 2024 im Naturhistorischen Museum diskutiert Umweltbundesamt-Expertin Barbara Birli anlässlich der Bodenausstellung „Die dünne Haut der Erde“ mit weiteren Expert:innen unter dem Motto „ Bewusst für den Boden“ darüber, wie eine unterhaltsame und spannende Vermittlung von Bodenschutz an die Gesellschaft gelingt.