Rückblick: Sektorale Entwicklung

Im Jahr 2020 wurden in Österreich rd. 73,6 Mio. Tonnen Treibhausgase (THG) emittiert. Gegenüber 2019 bedeutet das einen Rückgang um ca. 7,7% bzw. 6,1 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent. Insbesondere die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie haben diese Entwicklung maßgeblich beeinflusst.

Im Emissionshandelsbereich (EH) sind 2020 um 2,5 Mio. Tonnen (minus 8,6%) weniger THG zu verzeichnen als 2019, in den Sektoren nach Klimaschutzgesetz (KSG) um 3,6 Mio. Tonnen (7,2%) weniger.

Bei den THG Emissionen 2020 durch Emissionshandel entfallen 19,2 Millionen Tonnen auf die Industrie, 7,8 Millionen Tonnen auf Energie. Außerhalb des Emissionshandels ist mit 20,7 Millionen Tonnen der größte Anteil dem Sektor Verkehr zuzurechnen.

Sektorale Emissionsentwicklung seit 1990

Energie & Industrie: -11,1% seit 1990

Der Sektor Energie und Industrie ist im Jahr 2020 mit ca. 32,4 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent der größte Emittent an Treibhausgasen in Österreich.
Gegenüber dem Jahr 2020 sind die Emissionen um ca. 7,6% (2,7 Mio. Tonnen) gesunken.
 

Emissionshandelsbereich

Die Emissionshandelsbetriebe verursachten im Jahr 2020 Treibhausgas-Emissionen im Ausmaß von ca. 27,0 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent (Energie: 7,8 Mio. Tonnen, Industrie: 19,2 Mio. Tonnen). Das sind um ca. 8,6% (2,5 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent) weniger als im Jahr 2019.

Die Emissionen der Industriebetriebe im Emissionshandel sind um ca. 5,4% (1,1 Mio. Tonnen) gesunken. Dies ist vor allem auf die geringere Produktion in der Eisen- und Stahlindustrie bedingt durch die Corona-Pandemie zurückzuführen (ca. 10% weniger Rohstahlerzeugung). Die Emissionen der Energiebetriebe (Strom- und Wärmeproduktion in großen Anlagen sowie Raffinerie und Erdgasverdichterstationen) weisen ebenfalls einen Emissionsrückgang auf (15,6% bzw.  1,4 Mio. Tonnen). Hier spielen die Stilllegung des letzten österreichischen Kohlekraftwerks und die geringere Stromproduktion aus Großkraftwerken eine maßgebliche Rolle.

Insgesamt betrug die inländische Stromerzeugung im Jahr 2020 um 2,4% weniger als 2019. Der Inlandsstromverbrauch fiel im Jahr 2020 mit insgesamt 71,4 TWh um 2,6TWh niedriger aus. Stromimporte deckten 2020 rd. 3% des Verbrauchs ab.
 

Nicht-Emissionshandelsbereich (KSG/ESD)

Die Emissionen der Industrie- und Energiebetriebe, die nicht dem Emissionshandel unterliegen, sind zwischen 2019 und 2020 um 2,7% bzw. 0,15 Mio. Tonnen gesunken, im Wesentlichen bedingt durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie.

Verkehr: plus 50,7% seit 1990

Der Sektor Verkehr weist im Jahr 2020 THG-Emissionen im Ausmaß von
ca. 20,7 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent auf. Im Vergleich zu 2019 sind die Emissionen um 13,5% (minus 3,3 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent) gesunken. Die CO2-Emissionen aus dem nationalen Flugverkehr, die nicht der Emissionsmenge nach ESD/KSG zugerechnet werden, haben sich im Jahr 2020 halbiert und betragen ca. 0,023 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent.

Grund für diesen deutlichen Rückgang sind die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie und der dadurch verringerte fossile Kraftstoffabsatz: im Vergleich zu 2019 wurden um 11% weniger Dieselkraftstoffe abgesetzt (inkl. Beimengung von Biokomponenten), bei Benzin waren es um 17% weniger.

Die Fahrleistung des Pkw-Verkehrs im Inland ist – ebenfalls pandemiebedingt – gegenüber 2019 um rund 17% gesunken, jene von Bussen im hochrangigen Straßennetz sogar um rund 64%. Die Fahrleistung von Lkw zeigt einen Rückgang von rund 2%.

Gebäude: -37,5% seit 1990

Der Sektor Gebäude verursacht im Jahr 2020 ca. 8,0 Mio. Tonnen an THG-Emissionen. Das entspricht einem Rückgang von 0,4% (0,03 Mio. Tonnen) gegenüber dem Jahr 2019. Die Witterung war etwas kühler als im Jahr davor, die Anzahl der Heizgradtage (Jahressumme) stieg um 1,8%.

Der Einsatz fossiler Energieträger im Gebäudesektor ging im Jahr 2020 um 0,3% zurück. Die Nutzung von Umgebungswärme, Solar- und Geothermie stieg.

Landwirtschaft: -16,3% seit 1990

Im Jahr 2020 wurden Treibhausgasemissionen im Ausmaß von 7,9 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent verursacht. Das sind um 0,2% (0,02 Mio. Tonnen) weniger Emissionen als im Jahr 2019. Hauptverantwortlich dafür ist ein rückläufiger Viehbestand (Rinder). 

Abfallwirtschaft: -46,5% seit 1990

Der Sektor Abfallwirtschaft emittierte im Jahr 2020 ca. 2,3 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent und somit etwas weniger (minus 2,8% bzw. 0,1 Mio. Tonnen) als im Jahr 2019. Diese Reduktion ist auf gesunkene Emissionen aus der Abfall­verbrennung sowie auf die rückläufige Deponiegasbildung zurückzuführen.

Der starke Rückgang seit 1990 ist hauptsächlich auf die verstärkte Abfalltrennung und die verpflichtende (Vor-)Behandlung von Abfällen gemäß Deponieverordnung zurückzuführen. Im Gegensatz dazu haben sich die Emissionen aus der Abfallverbrennung seit 1990 mehr als verdreifacht und lagen 2020 bei 1,1 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent.

Fluorierte Gase: plus 35,1% seit 1990

Im Jahr 2020 wurden in Österreich F-Gase im Ausmaß von 2,2 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent emittiert. Damit liegen die Emissionen um 4,4% bzw. ca. 0,1 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent unter dem Niveau von 2019.

Ohne NF3-Emissionen, die nicht der Emissionsmenge nach ESD/KSG zugerechnet werden, beträgt die Abnahme 2019 auf 2020 rund 4,3%. Im Jahr 2020 liegen die NF3-Emissionen in der Höhe von ca. 0,012 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent.

Hauptgrund für diesen Rückgang ist die EU VO Nr. 517/2014 (seit 2014 in Kraft), die vorsieht, bis 2030 die Herstellung und den Import von F-Gasen mit einem hohen Treibhausgaspotenzial deutlich zu reduzieren.

Sektoreinteilung & Zeitreihe

Die Sektoreinteilung folgt der des Klimaschutzgesetzes. Aufgrund der kontinuierlichen Verbesserung der Treibhausgas-Inventur, die jeweils die ganze Zeitreihe (Daten von 1990 bis 2020) betrifft, können die Emissionen von bisher publizierten Daten abweichen.

Die größten Anteile nach Sektor entfallen mit 36,7% an den Emissionshandel durch Energie und Industrie, sowie 28,2% auf den Verkehr. Seit 1990 steigen vor allem die Anteile durch den Verkehr.
Tabelle über THG-Emissionen in Österreich von 1990-2020.

Die nationale Treibhausgas-Inventur

Das Umweltbundesamt erstellt jährlich die nationale Treibhausgas-Inventur und liefert damit die offiziellen Zahlen für das Berichtswesen Österreichs im Rahmen der Klimarahmenkonvention und an die Europäische Union. Seit 2006 ist Österreichs führende Expert:innen-Institution für Umwelt als weltweit einzige Stelle für die Erstellung der nationalen Emissionsinventur akkreditiert (Qualitätsmanagement nach ÖVE/ÖNORM EN ISO/IEC 17020). Eine detaillierte Analyse der Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen in Österreich erfolgt jährlich im Klimaschutzbericht.