Rückblick: Sektorale Entwicklung
Im Jahr 2021 wurden in Österreich rd. 77,5 Mio. Tonnen Treibhausgase (THG) emittiert. Gegenüber 2020 bedeutet das eine Zunahme um ca. 4,9% bzw. 3,6 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent.
Im Emissionshandelsbereich (EH) sind 2021 um 1,7 Mio. Tonnen (plus 6,2%) mehr THG zu verzeichnen als 2020, in den Sektoren nach Klimaschutzgesetz (KSG) um 1,9 Mio. Tonnen (4,2%) mehr.
Sektorale Emissionsentwicklung seit 1990
Energie & Industrie: minus 5,3% seit 1990
Der Sektor Energie und Industrie ist im Jahr 2021 mit ca. 34,5 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent der größte Emittent an Treibhausgasen in Österreich.
Gegenüber dem Jahr 2020 sind die Emissionen um ca. 6,3% (2 Mio. Tonnen) gestiegen.
Emissionshandelsbereich
Dem Emissionshandel unterliegen Unternehmen aus der Energiewirtschaft und aus der energieintensiven Industrie. Die Emissionshandelsbetriebe verursachten im Jahr 2021 Treibhausgas-Emissionen im Ausmaß von ca. 28,7 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent (Energie: 7,7 Mio. Tonnen, Industrie: 21 Mio. Tonnen). Das sind um ca. 6,2% (1,7 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent) mehr als im Jahr 2020.
Die Emissionen der Industriebetriebe im Emissionshandel sind um ca. 9,3% (1,8 Mio. Tonnen) gestiegen. Dies ist vor allem auf die höhere Stahl- und Roheisenproduktion sowie einer höheren Produktion in der Zement- und Feuerfestindustrie zurückzuführen. Die Emissionen der Energiebetriebe (Strom- und Wärmeproduktion in großen Anlagen sowie Raffinerie und Erdgasverdichter-Stationen) sind dagegen um 1,4% bzw. 0,1 Mio. Tonnen gesunken. Wesentlich für diese Abnahme war die Stilllegung des letzten österreichischen Kohlekraftwerks im Jahr 2020.
Die Stromproduktion aus Großkraftwerken ist im Jahr 2021 um 6% gestiegen (0,2 Mio. Tonnen CO2). Insgesamt ist die inländische Stromerzeugung im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr aber um 4,1% zurückgegangen. Gleichzeitig ist der Inlandsstromverbrauch im Jahr 2021 im Vergleich zu 2020 gestiegen und lag bei 74,5 TWh (plus 4,4% bzw. plus 3,1 TWh). Durch die Zunahme des Inlandsstromverbrauchs und die Abnahme der Inlandsstromproduktion stiegen die Stromimporte 2021 im Vergleich zum Jahr davor und deckten 2021 rd. 10% des Verbrauchs ab.
Nicht-Emissionshandelsbereich (KSG/ESD)
Die Emissionen der Industrie- und Energiebetriebe, die nicht dem Emissionshandel unterliegen, sind zwischen 2020 und 2021 um 6,9% bzw. 0,37 Mio. Tonnen gestiegen. Ursachen dafür sind höhere Emissionen durch den Einsatz von Erdgas, industrielle Abfälle und mobile Quellen, wie Baumaschinen.
Verkehr: plus 56,9% seit 1990
Der Sektor Verkehr weist im Jahr 2020 THG-Emissionen im Ausmaß von
ca. 21,6 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent auf. Im Vergleich zu 2020 sind die Emissionen um 4,2% (0,9 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent) gestiegen. Hauptursache dafür ist die Zunahme des Pkw- und Lkw-Verkehrs nach dem Pandemiejahr 2020 und dem damit verbundenen Anstieg beim Kraftstoffabsatz: Im Vergleich zu 2020 wurden 2021 um rund 4 % mehr Dieselkraftstoffe abgesetzt (inkl. Beimengung von Biokomponenten), bei Benzin waren es um rund 5,4% mehr. Die Fahrleistung des Pkw-Verkehrs im Inland ist nach dem drastischen Rückgang im Pandemiejahr 2020 wieder um rund 2% gestiegen, die von Lkw um 8,3%.
Die CO2-Emissionen aus dem nationalen Flugverkehr, die nicht in der EU Effort-Sharing-Verordnung bzw. im Klimaschutzgesetz geregelt sind, haben sich 2021 wieder erholt, machen aber nur 0,1% (0,02 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent) der Emissionen des Verkehrssektors aus. Entscheidender ist der preisbedingte Kraftstoffexport, auf den 22% der Emissionen des Verkehrssektors zurückzuführen sind.
Seit 1990 verzeichnet der Sektor Verkehr (inkl. nationalen Flugverkehr) durch den Anstieg der Fahrleistung und den Kraftstoffexport eine Emissionszunahme von 56,9%.
Gebäude: minus 29,5% seit 1990
Der Sektor Gebäude verursachte im Jahr 2021 ca. 9,1 Mio. Tonnen an THG-Emissionen. Das entspricht einem Anstieg von 12,6% (1 Mio. Tonnen) gegenüber dem Jahr 2020. Die Witterung war kühler als im Jahr davor, die Anzahl der Heizgradtage (Jahressumme) stieg um 12,5%.
Der Einsatz fossiler Energieträger im Gebäudesektor stieg im Jahr 2021, vor allem durch den höheren Einsatz von Erdgas in Wohngebäuden, um 12,8%. Die Nutzung von Biomasse, Fernwärme und Umgebungswärme stieg, die Nutzung von Solar- und Geothermie ist aufgrund weniger in Betrieb befindlicher Anlagen gesunken.
Landwirtschaft: minus 16,2% seit 1990
Im Jahr 2021 wurden Treibhausgasemissionen im Ausmaß von ca. 8,2 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent verursacht. Das sind um 0,1% (0,01 Mio. Tonnen) mehr Emissionen als im Jahr 2020. Hauptverantwortlich dafür sind ein erhöhter Einsatz von Mineraldünger und ein höherer Rinderbestand.
Abfallwirtschaft: minus 50,9% seit 1990
Der Sektor Abfallwirtschaft emittierte im Jahr 2021 ca. 2,3 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent und somit etwas weniger (minus 0,8% bzw. 0,02 Mio. Tonnen) als im Jahr 2020. Diese Reduktion ist auf die gesunkenen Emissionen aus der Abfalldeponierung zurückzuführen.
Der starke Rückgang seit 1990 ist hauptsächlich auf die verstärkte Abfalltrennung und die verpflichtende (Vor-)Behandlung von Abfällen gemäß Deponieverordnung zurückzuführen. Im Gegensatz dazu haben sich die Emissionen aus der Abfallverbrennung seit 1990 mehr als verdreifacht und lagen 2021 bei 1,1 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent.
Fluorierte Gase: plus 22,0% seit 1990
Die F-Gas-Emissionen sind in Österreich aufgrund verschiedener Minderungsmaßnahmen seit dem Jahr 2019 rückläufig. Im Jahr 2021 wurden in Österreich F-Gase im Ausmaß von rund 1,9 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent emittiert. Damit liegen die Emissionen um 13,9% bzw. ca. 0,3 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent unter dem Niveau von 2020.
Hauptgrund für diesen Rückgang ist die EU VO Nr. 517/2014 (seit 2014 in Kraft), die vorsieht, bis 2030 die Herstellung und den Import von F-Gasen mit einem hohen Treibhausgaspotenzial deutlich zu reduzieren.
Daten: Sektoreinteilung und Revisionen
Die Sektoreinteilung folgt der des Klimaschutzgesetzes. Aufgrund der kontinuierlichen Verbesserung der Treibhausgas-Inventur, die jeweils die ganze Zeitreihe ab 1990 betrifft, können die Emissionen von bisher publizierten Daten abweichen.
Mit der Emissionsberichterstattung 2023 wurden erstmals die Treibhausgase Methan, Lachgas und F-Gase in CO2-Äquivalent gemäß den im 5. Sachstandsbericht der IPCC (5th Assessment Report, AR5) angeführten Treibhausgas-Potenzialen (Global Warming Potential, GWP) umgerechnet. Mit dieser Umstellung erfüllt Österreich die ab 2023 geltenden Anforderungen der EU Governance Regulation an Treibhausgas-Inventuren, die in ihrer Delegierten Verordnung 2020/1044 Artikel 2 (Treibhausgaspotentiale) eine Verwendung der in Anhang 1 dieser Verordnung angeführten Treibhausgaspotentiale gemäß AR5 vorschreibt.
Diese neue Umrechnung ergab für Österreich in der gesamten Zeitreihe höhere Treibhausgas-Emissionsmengen in CO2-Äquivalent (1990: +611 Kilotonnen; 2005: +467 Kilotonnen; 2020: +206 Kilotonnen). Ursache für diese Erhöhung ist das gemäß AR5 nun etwas höhere GWP für Methan.
Landnutzungssektor
Die Anrechnung von Emissionen und Senken aus dem Sektor Landnutzung, Landnutzungsänderung und Wald (Land-use, land-use change and forestry, LULUCF) gegenüber den Zielen der EU Effort-Sharing-Verordnung erfolgt gemäß LULUCF-Verordnung (2018/841/EU bzw. deren aktualisierter Version) nach einem komplexen Anrechnungsregelwerk.
Die nationale Treibhausgas-Inventur
Das Umweltbundesamt erstellt jährlich die nationale Treibhausgas-Inventur und liefert damit die offiziellen Zahlen für das Berichtswesen Österreichs im Rahmen der Klimarahmenkonvention und an die Europäische Union. Seit 2006 ist Österreichs führende Expert:innen-Institution für Umwelt als weltweit einzige Stelle für die Erstellung der nationalen Emissionsinventur akkreditiert (Qualitätsmanagement nach ÖVE/ÖNORM EN ISO/IEC 17020). Eine detaillierte Analyse der Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen in Österreich erfolgt jährlich im Klimaschutzbericht des Umweltbundesamtes.