LKW und Busse – besser elektrisch?
Umweltbundesamt analysiert die Umweltauswirkungen unterschiedlicher Antriebe und Kraftstoffe schwerer Nutzfahrzeuge (LKW) und Busse
Lkw und Busse verursachten 2019 in Österreich rund ein Drittel (31%) der verkehrsbedingten Emissionen. Nach der Ökobilanz von Personenkraftwagen haben die Expert:innen des Umweltbundesamts daher im Auftrag des Klimaschutzministeriums nun auch die Ökobilanz von LKW und Bussen analysiert. Die Studie umfasst sowohl die Klimaverträglichkeit unterschiedlicher Antriebe und Kraftstoffe im Betrieb, als auch die Treibhausgas-Emissionen bei der Produktion dieser Fahrzeugtypen. Das Ergebnis ist ein klarer Klimavorteil batterieelektrischer Fahrzeuge in allen Kategorien. „Einbatterieelektrisches Fahrzeug verursacht bis zu 89% weniger THG-Emissionen im Vergleich zu einem dieselbetriebenen, wenn der Strom für den Betrieb ausschließlich aus erneuerbarer Energie gewonnen wird. Auch bei Lkw und Bussen spielt der Elektromotor in Zukunft eine tragende Rolle", erklärt Holger Heinfellner, Mobilitätsexperte im Umweltbundesamt.
Vorteil bei Treibhausgas-Emissionen und Energieaufwand
In der Produktion der Fahrzeuge wurden zwei Hebel zur Vermeidung von Treibhausgas-Emissionen identifiziert: der Strommix im Produktionsprozess und die Verwendung von Sekundärrohstoffen für eine klimafreundliche Fahrzeugproduktion. Der Vergleich von Antriebstechnologien und Kraftstoffen zeigt, dass batterieelektrische und per Oberleitung geladene Fahrzeuge in allen untersuchten Anwendungsfällen die niedrigsten Treibhausgas-Emissionen verursachen. Das gilt vor allem dann, wenn Strom aus erneuerbaren Energiequellen eingesetzt wird. Die Klimabilanz batterieelektrischer Fahrzeuge kann weiter verbessert werden, wenn kleinere Akkumulatoren zum Einsatz kommen und das Fahrzeug während des Betriebes zwischengeladen wird.
Die Daten der Ökobilanz zeigen: Auch bei Lkw und Bussen spielt der Elektromotor in Zukunft eine tragende Rolle.
Vier Fahrzeuge, 54 Kombinationen
Bei den schweren Nutzfahrzeugen und Bussen gibt es eine große Vielfalt an Konfigurationen. Lastkraftwagen unterscheiden sich im Gesamtgewicht, im Fahrzeugaufbau und in der Tagesfahrleistung. Bei Bussen wird zwischen Stadt- und Regionalbusse unterschieden. Um diese Vielfalt abzubilden, wurde in der Ökobilanz des Umweltbundesamts die Klimaverträglichkeit von vier typischen Fahrzeugen mit spezifischen Einsatzzwecken analysiert: einen mittelschweren Lkw mit 27 Tonnen im urbanen Verteilerverkehr, einen schweren Lkw mit 40 Tonnen im Transitverkehr, einen Linienbus mit 12 Meter Länge im Stadtverkehr und einen Regionalbus mit 12 Meter Länge im Überlandverkehr. Für diese vier Fahrzeugtypen wurden unterschiedliche Antriebstechnologien (ICE, FCEV, BEV und Hybride) und Kraftstoffe (fossil flüssig und gasförmig, synthetisch flüssig, „grüner“ Wasserstoff, unterschiedliche Stromquellen) betrachtet. Bewertet wurden Lebenszyklusemissionen, Energieeffizienz und herstellungsbedingte Emissionen von 54 unterschiedlichen Fahrzeug-Technologie/Kraftstoff-Kombinationen.
Neben dem Einsatz der besten verfügbaren Technologie braucht es aber vor allem einen Mobilitätswandel. Dafür gilt es, die Fahrleistungen sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr zu reduzieren bzw. Fahrten hin zu Verkehrsmitteln des Umweltverbundes (öffentlicher Verkehr bzw. aktive Mobilität) bzw. im Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern.
Ökobilanzen sagen mehr
Mit der Ökobilanz werden sowohl die vor- und nachgelagerten Emissionen bei der Herstellung des Fahrzeugs und des Energieträgers als auch die direkten Emissionen aus dem Fahrbetrieb dargestellt. Damit liefert die Ökobilanz ein umfassendes Bild zur Klimaverträglichkeit verschiedener Antriebsformen nicht nur im Sektor Verkehr, sondern auch in den Sektoren Energie und Industrie im In- und Ausland. Das Umweltbundesamt erstellt regelmäßig Ökobilanzen und bewertet alternative Treibstoffe, Technologien und Antriebssysteme.