Hotspots der Biodiversität in Österreich
Das Umweltbundesamt veröffentlicht erstmals eine Analyse der Hotspots gefährdeter Arten und Lebensraumtypen in Österreich und präsentiert damit ein umfassendes Werk für eine systematische Naturschutzplanung. Neben der Lokalisierung von Biodiversitäts-Hotspots für ergänzende Schutzinitiativen beschreibt der Bericht eine Fülle von Optionen, wie die bisherigen Nationalparks erweitert werden können. Die Studie wurde im Auftrag des Klimaschutzministeriums erstellt.
Die Hotspots-Studie und die darin enthaltenen Empfehlungen sind ein Beitrag zur Umsetzung der österreichischen Biodiversitätsstrategie 2030+. Damit haben wir eine wertvolle Grundlage, um Schutz- und Sicherungsmaßnahmen für die gefährdete biologische Vielfalt räumlich zu priorisieren.
Hotspots im Osten, Potenzial im Süden und Westen
Biodiversitäts-Hotspots sind Regionen mit großer, natürlicher Vielfalt gefährdeter Schutzgüter. Sie sind im östlichen Flachland konzentriert: im Wiener Becken, im Marchfeld, in den March- und Donauauen und im Seewinkel. Im Kern dieser Gebiete liegen die Nationalparks Donau-Auen und Neusiedler See – Seewinkel.
Neben den Hotspots im Osten Österreichs gibt es weitere Schwerpunktgebiete für den Naturschutz: An der Südgrenze beherbergen die Ökoregionen Karawanken, Gailtaler Alpen, Hochobir und Koralpe zahlreiche eigenständige Arten und im Westen das Rheintal und Lechtal, die Lechtaler Alpen und das Oberinntal. Diese Regionen haben, wie das Flachland im Südburgenland und in der Südsteiermark, Potenzial für eine Weiterentwicklung des österreichischen Schutzgebietssystems.
Großes Erweiterungspotenzial von Nationalparks
Bis auf die Nationalparks Hohe Tauern Salzburg und Hohe Tauern Tirol, die keine Erweiterungsoptionen sahen, wurden von allen Nationalparkverwaltungen in Workshops mit dem Umweltbundesamt Vorschläge für mögliche Erweiterungen eingebracht. In weiterer Folge wurden diese fachlich bewertet. Das Erweiterungspotential erstreckt sich über eine Fläche von 111.000 Hektar, das sind 1,3% der Fläche Österreichs. Neben großflächigen Erweiterungen geht es auch um kurzfristig umsetzbare Arrondierungen, um negative Effekte im Falle intensiver Landnutzung angrenzend an die Nationalparks zu minimieren. Viele davon sind bereits in Planung. Schließlich wurden auch potenzielle Korridorflächen identifiziert. Sie können eine überregionale, grüne Infrastruktur schaffen und für die notwendige Vernetzung von Lebensräumen sorgen.
Innovative Methode
Die vorliegende österreichweite, systematische Naturschutzplanung wurde erstmalig auf einer umfassenden Datenbasis vorgenommen. Verbreitungsdaten von 2.668 gefährdeten, nach EU-Recht zu schützenden und von endemischen, also nur in Österreich vorkommenden Schutzgütern wurden berücksichtigt, darunter Lebensraumtypen, Farn- und Blütenpflanzen, Wirbeltiere, Insekten und andere wirbellose Tiere. Alle Daten wurden anhand eines Rasters von 6,25 mal 5,55 Kilometer aggregiert und analysiert, insgesamt waren es 2.625 Rasterzellen. Zusätzlich wurden sie zu 76 Ökoregionen, das sind Naturräume mit ähnlicher Geologie und Biotoptypen, zusammengefasst. Darüber hinaus wurden die bestehenden Nationalparks und ihre Beziehungen zum Umland betrachtet. Dazu wurden in fünf Workshops mit den Nationalparks Kalkalpen, Gesäuse, Hohe Tauern Kärnten, Thayatal, Donau-Auen und Neusiedler See – Seewinkel lokale Rahmenbedingungen, Möglichkeiten der Erweiterung, Arrondierung der aktuellen Flächen und Vernetzung mit anderen Schutzgebieten erörtert und fachlich analysiert.