Wiener Grätzl zeigt wie Abfallvermeidung gelingt
Im 20. Bezirk startet ein zukunftsweisendes Pilotprojekt: das auf ein Grätzl maßgeschneiderte Abfallvermeidungskonzept soll die Abfallmengen spürbar reduzieren und gleichzeitig das Bewusstsein für nachhaltiges Handeln stärken.
Das Grätzl-Projekt ist Teil einer österreichweiten Initiative, die seit 2022 vom Umweltbundesamt begleitet und seitens des Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft (BMLUK) finanziert wird. Bisher haben 8 Gemeinden und Städte mit dem Umweltbundesamt ein Abfallvermeidungskonzept erstellt, 9 weitere werden gerade erarbeitet. Die Besonderheit des Projekts: die enge Zusammenarbeit von Akteur:innen aus Verwaltung, Bildung, Wirtschaft und Gesellschaft. So können alle Beteiligten aktiv an den Maßnahmen und der Umsetzung mitwirken.
Pilotprojekt mit Modellcharakter
Ausgangsbasis ist ein Leitfaden, der vom Umweltbundesamt im Auftrag des BMLUK erarbeitet wurde. Der Leitfaden bietet eine Schritt für Schritt Anleitung auf dem Weg zum eigenen Abfallvermeidungskonzept. Von der ersten Idee über die Auswahl der Maßnahmen und die Erstellung bis zur Evaluierung wird Kommunen eine Handlungsanleitung zu Verfügung gestellt. Ergänzt wird diese unter anderem durch praktische Beispiele von bereits umgesetzten Maßnahmen zur Abfallvermeidung. Hilfreich für die Erarbeitung ist auch die im Leitfaden enthaltene Checkliste.
Wir laden Gemeinden zum Nachahmen ein. Abfallvermeidung braucht viele Hände und das gemeinsame Arbeiten schärft das Bewusstsein für den achtsamen Umgang mit Ressourcen und nachhaltiges Handeln.
Abfallvermeidung lohnt sich
Ein Abfallvermeidungskonzept bringt viele Vorteile mit sich: Durch die Vermeidung von Abfällen lassen sich Kosten sparen, da Reinigungs- und Entsorgungskosten reduziert werden. Zudem stärkt es die regionale Wirtschaft, weil neue Konsummuster entstehen, die Chancen und Arbeitsplätze schaffen – etwa in Reparaturbetrieben, Re-Use-Shops oder Repair-Cafés. Ein solches Konzept fördert darüber hinaus das soziale Engagement: Wenn Menschen sich aktiv am Umweltschutz beteiligen, wird die Gemeinschaft gestärkt und das Bewusstsein für nachhaltiges Handeln gefördert. Und natürlich: eine saubere und gepflegte Umgebung steigert die Lebensqualität und macht das Grätzl für alle attraktiver. „Nachhaltigkeit beginnt im Alltag – und genau hier setzen wir mit unserem Grätzelprojekt an. Wenn viele kleine Beiträge zusammenkommen, entsteht eine große Wirkung für unsere Umwelt und das Miteinander im Bezirk", sagt Florian Winkler, Bezirksrat im 20. Bezirk.

Gemeinsam handeln, gemeinsam umsetzen
Die erfolgreiche Umsetzung von Maßnahmen erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Abfallwirtschaftsverbänden, Expert:innen der kommunalen Abfallberatung, Vereinen, Bildungseinrichtungen, Betrieben und Bürger:innen. Als erster Schritt wurde daher ein Arbeitsgremium für das Konzept „Abfallvermeidungsgrätzl Brigittenau 2025 - 2029“ gebildet. Dieses besteht aus Bezirksvorstehung Brigittenau, wohnpartner, dem Verein Back Bone, der Wiener Magistrate MA 17 (Integration und Diversität) und MA 25 (Technische Stadterneuerung), der Gebietsbetreuung, der Stadt Wien – Wiener Wohnen und der VHS. Der gesamte Prozess wird von Umweltbundesamt-Expert:innen begleitet. In diesem Arbeitsgremium konnten 8 Maßnahmen erarbeitet werden, die von 2025 bis 2029 unter Miteinbindung der Bürger:innen im Grätzl umgesetzt werden sollen.
8 Maßnahmen:
- Reuse-Boxen am Hannovermarkt
- Informationen und Bewusstseinsbildung zum Thema Abfallvermeidung
- Tausch- und/oder Flohmärkte
- Flurreinigung im Marktgebiet
- wohnpartner ReUse-Regale
- wohnpartner Mobile Beete/Gemeinschaftsgarten
- Grätzlmarie: Schwerpunkt Abfallvermeidung
- VHS Kurse zu ReUse, Reparatur, Lebensmittelabfälle
Weniger Abfall bringt‘s
Abfallvermeidung ist die effektivste Form der Ressourcenschonung und eine wesentliche Maßnahme für den Klimaschutz. Jede:r kann beitragen – von Bürger:innen bis hin zur lokalen Wirtschaft. Entsorgt werden soll nur, was man selber nicht mehr verwenden will und niemand anderer verwenden kann. Gemeinden haben eine zentrale Rolle bei der Vermeidung von Abfällen. Auch 2025 wird das Umweltbundesamt weitere Gemeinden und Städte bei der Erstellung von Konzepten zur Abfallvermeidung begleiten.
Weitere Informationen
Materialien zur Erstellung regionaler Abfallvermeidungskonzepte