Unsichtbarkeitstag: Lockdown-Effekt auf CO2-Emissionen

Wien, 08. April 2022

Aktuelle Ergebnisse des Umweltbundesamts zum Thementag am 11. April

Image Entschleunigung

Unsichtbar, geruchsneutral und schwerelos – Kohlenstoffdioxid-Emissionen sind mit den menschlichen Sinnen nicht wahrnehmbar, dafür aber gut messbar. Das zeigt eine neue europaweite Studie, an der das Umweltbundesamt und die Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) maßgeblich beteiligt waren und die in der Fachzeitschrift „Science of The Total Environment“ veröffentlicht wurde. Internationale Expert:innen analysieren darin, welchen Einfluss die Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie auf die CO2-Emissionen in europäischen Stadtvierteln hatten. Die Autor:innen haben den CO2-Ausstoß mithilfe der Eddy-Kovarianz-Methode an 13 Standorten in elf europäischen Städten, darunter Wien und Innsbruck, geschätzt und mit Daten aus der Zeit vor der Pandemie verglichen. Die Eddy-Kovarianz-Methode ist seit Dezember 2017 für die Messung von CO2-Emissionen in Wien im Einsatz und liefert halbstündig Ergebnisse und umfasst auch räumliche und zeitliche Informationen. Dadurch werden etwa Korrelationen mit COVID-19-Maßnahmen, aber auch mit Verkehrsspitzen oder Heizgradtagen ersichtlich.

Die Analyse belegt, dass die CO2-Emssionen an allen untersuchten städtischen Messstandorten während der ersten Lockdowns im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum merklich zurückgegangen sind. Dieser Rückgang liegt in einer großen Bandbreite, die vom Verkehrsbeitrag zu den lokal-gemessenen Emissionen abhängt, und macht zwischen 10% und 63% aus. Die Studienautor:innen führen diesen Rückgang vor allem auf die eingeschränkte Mobilität und die Abnahme des Straßenverkehrs zurück. Deutlich wird auch, dass der Emissionsrückgang nur von kurzer Dauer war. Mit Aufhebung der Beschränkungen erreichten die CO2-Emssionen in den meisten Gebieten schnell wieder das Vor-Pandemie-Niveau.

Neue Methode, schnelle Ergebnisse

Die Eddy -Kovarianz-Methode hat sich im Fall von landwirtschaftlichen Flächen oder Wäldern bereits vielfach bewährt. Seit fünf Jahren testen BOKU, Umweltbundesamt und A1 Telekom AG die Methode erstmals zum Quantifizieren von CO2-Emissionen in Wien. Die Ergebnisse aus Wien zeigen, ebenso wie die Analyse zu den Lockdown-Effekten, dass die innovative Messmethode auch das Potential hat, die Wirksamkeit von lokalen Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels bewerten zu können. Das ist gerade in Großstädten, wo ein besonderer Handlungsbedarf in punkto Klimaschutz besteht, ein Vorteil.

Links

Artikel in Science of The Total Environment (en)

Eddy-Kovarianz-Messungen in Wien