Fragen und Antworten zu Luftqualitätsdaten
User:innen von Smartphones werden via Wetter-Apps vor schlechter Luftqualität gewarnt. Wie verlässlich sind diese Informationen? Umweltbundesamt Expert:innen haben die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengefasst.
Wie verlässlich sind Luftqualitätsdaten auf dem Smartphone?
Auf vielen Smartphones werden derzeit (hauptsächlich) über unterschiedliche Wetter-Apps Informationen über die Luftqualität (Luftqualitätsindex) angeboten und User:innen vor schlechter Luftqualität gewarnt. Die Daten dafür stammen aus verschiedenen Quellen. Dies können neben offiziellen, qualitätsgesicherten Messungen auch Daten aus privaten Messungen mittels Luftqualitätssensoren, aus Modellrechnungen, aus Satellitenmessungen und mittels künstlicher Intelligenz (KI, machine learning) und empirischer Verfahren generierte Daten sein. Es ist kaum dokumentiert und daher meistens nicht nachvollziehbar, wie der jeweilige Luftqualitätsindex zusammengesetzt ist und auf welchen Grundlagen und Werten die Warnungen basieren. Diese Informationen und die darauf beruhenden Aussagen sind daher nicht belastbar.
Wo finde ich verlässliche und genaue Daten?
Verlässliche Informationen zur Luftqualität in Österreich liefern die Ämter der Landesregierungen und das Umweltbundesamt: Alle Messdaten, Datengrundlagen und Arbeiten zur Qualitätssicherung der Messungen der Ämter der Landesregierungen und des Umweltbundesamts sowie aller europäischen Mitgliedsstaaten sind auf den jeweiligen Websites öffentlich verfügbar und nachvollziehbar.
Wann sind Luftqualitätsdaten verlässlich?
Die Messungen der Ämter der Landesregierungen und des Umweltbundesamtes unterliegen gesetzlichen Vorgaben für die Lage, die Anzahl der Messstellen, die Messmethoden und die Qualitätssicherung der Messungen und der Daten. Ebenso ist verbindlich festgelegt, ab welcher Belastung die Öffentlichkeit informiert werden muss. All diese Anforderungen beruhen auf den Vorgaben der europäischen Luftqualitätsrichtlinien und sind damit für alle Mitgliedsstaaten der EU verpflichtend.
Die Qualitätssicherung dieser Messungen stellt sicher, dass präzise Messverfahren und geeignete Messgeräte (Referenzmethoden) eingesetzt werden, die nationale und internationale Standards erfüllen. Die Qualitätssicherung erfordert auch, dass die Messdaten die gesetzlich festgelegten Anforderungen an Genauigkeit und Nachvollziehbarkeit einhalten. Damit sind die Messwerte innerhalb der EU und auch mit Ländern wie z.B. der Schweiz, Norwegen, den USA und Kanada vergleichbar.
Was ist der Unterschied zu Messungen mit Luftqualitätssensoren?
Für privat betriebene Sensoren gelten diese Vorgaben nicht. Die Messungen und daraus gewonnene Daten unterliegen keiner Qualitätssicherung und sind damit nicht auf internationale Standards rückführbar. Vergleichsmessungen zeigen, dass die Sensoren altern und die gemessenen Werte erheblich von jenen, die mit normierten Verfahren gewonnenen werden, abweichen können.
Diese Sensoren werden zumeist nicht gewartet und regelmäßig auf ihre einwandfreie Funktionstüchtigkeit geprüft. Zudem werden bei privat betriebenen Sensoren die Kriterien für die Lage meist nicht dokumentiert, bzw. können diese von den Vorgaben für offizielle Messungen abweichen. Daher können lokale Einflüsse, wie z.B. Baustellen, nahegelegene Schornsteine oder Maschinen, die Werte beeinflussen.
Review des Joint Research Centre
Bericht der World Meteorological Organization zu Luftqualitätssensoren
Welche App bietet verlässliche Informationen?
Die Europäische Umweltagentur erstellt aus den stündlich übermittelten Daten aller Mitgliedsstaaten einen Luftqualitätsindex und eine Vorhersage für die nächsten 24 Stunden mit Hilfe von Modellrechnungen. European Environment Agency | Maps and charts
Für Smartphones hat die EEA eine App für den Luftqualitätsindex in verschiedenen europäischen Sprachen entwickelt.
Welche Informationen fließen in den Luftqualitätsindex der Europäischen Umweltagentur ein?
Der Luftqualitätsindex der Europäischen Umweltagentur basiert auf den Konzentrationen von fünf Luftschadstoffen:
- Feinstaub PM10;
- Feinstaub PM2.5;
- Ozon (O3);
- Stickstoffdioxid (NO2);
- Schwefeldioxid (SO2).
Für die Einordnung der Belastung wird die höchste Konzentration von einem der Schadstoffe mit den vorgegebenen Schwellenwerten verglichen. Ergänzend zum Luftqualitätsindex informiert die Europäische Umweltagentur auch über Gesundheitswirkungen für empfindliche Bevölkerungsgruppen und die Bevölkerung im Allgemeinen.
Ist der europäische Luftqualitätsindex mit dem US Luftqualitätsindex vergleichbar?
Der Luftqualitätsindex (air quality index, AQI) der US-amerikanischen Umweltagentur (Environmental Protection Agency, US EPA) wird bei verschiedenen Websites und Smartphone-Apps verwendet. Dieser Index unterscheidet sich in der Art der Berechnung, in den zugrundeliegenden Schadstoffen (z.B. Ozon und Kohlenmonoxid) und in der Darstellung vom europäischen Luftqualitätsindex der EEA.
Ein direkter Vergleich zwischen dem US EPA Luftqualitätsindex und dem der EEA ist nicht möglich.
Was ist in der neuen Luftqualitäts-Richtlinie vorgesehen?
Die neue Luftqualitätsrichtlinie (EU) 2024/2881 sieht vor, dass eine Beurteilung der Luftqualität auch mit Hilfe eines Luftqualitätsindex erfolgt. Dafür kann der Index der Europäischen Umweltagentur EEA verwendet werden. Ebenso sieht die neue Luftqualitätsrichtlinie niedrigere Grenzwerte sowie Informations- und Alarmschwellen auch für PM10 und PM2,5 vor. Die Mitgliedsstaaten haben bis Ende 2026 Zeit, diese und andere Vorgaben umzusetzen.
In Österreich wurde vom BMK in Zusammenarbeit mit den Ämtern der Landesregierungen und dem Umweltbundesamt bereits mit vorbereitenden Arbeiten begonnen.
Was empfiehlt das Umweltbundesamt?
Die auf Smartphones angebotenen Informationen zur Luftqualität beruhen auf Daten und Algorithmen, die nicht nachvollziehbar bzw. dokumentiert sind. Dadurch können sich unterschiedliche Beurteilungen verglichen mit den offiziellen, qualitätsgesicherten Daten der Ämter der Landesregierungen und des Umweltbundesamts ergeben.
Das Umweltbundesamt empfiehlt, den Luftqualitätsindex der Europäischen Umweltagentur und die entsprechende App zu verwenden, die auf diesen verlässlichen und genauen Daten basieren.