Vorläufige Bilanz der Luftqualität 2023
Die vorläufige Bilanz zur Luftqualität in Österreich im Jahr 2023 fällt erfreulich aus.
Das Umweltbundesamt verzeichnet bei Feinstaub (PM10) die niedrigsten Belastungen seit Beginn der Messungen im Jahr 2000, bei Stickstoffdioxid (NO2) die niedrigsten Belastungen seit 1990. Auch die Ozonbelastung (O3) lag unter dem Durchschnitt der langjährigen Messungen, aber höher als 2020 und 2021.
Eine detaillierte Analyse der Luftgütedaten wird im Herbst 2024 im Jahresbericht „Luftgütemessungen in Österreich 2023“ vorliegen.
Vorläufige Stickstoffdioxid-Bilanz 2023
Stickstoffdioxid (NO2) stammt vor allem aus dem Verkehr, vorrangig von Dieselfahrzeugen.
Die Belastung durch Stickstoffdioxid (NO2) war 2023 etwas niedriger als jene des Jahres 2022. Damit setzt sich der abnehmende Trend der letzten 15 Jahre fort. Hauptursache dafür ist die Erneuerung der Fahrzeugflotte.
Die vorläufigen NO2-Jahresmittelwerte zeigen 2023 wie auch in den beiden Jahren davor keine Überschreitungen des EU-Grenzwertes von 40 µg/m³. Der Grenzwert gemäß Immissionsschutzgesetz-Luft (IG-L) von 30 µg/m³ (Jahresmittelwert) wurde an zwei Messstellen in Linz und Tirol knapp überschritten.
Im Bundesland Salzburg sowie im Oberinntal wurden Tempolimits auf Autobahnen aufgehoben, die ursprünglich wegen NO2-Grenzwertüberschreitungen eingeführt worden sind. Durch die Aufhebung ist damit zu rechnen, dass die NO2-Belastung in diesen Regionen langsamer abnimmt als im österreichweiten Trend.
Vorläufige Feinstaubbilanz 2023
Feinstaub hat viele unterschiedliche Quellen, wie Hausbrand, Verkehr, Industrie aber auch Landwirtschaft, und wird zudem weiträumig verfrachtet (z. B. Wüstensand). Hinzu kommt, dass sich Feinstaub auch aus anderen Schadstoffen, sogenannten Vorläufersubstanzen, bilden kann. Die Feinstaubbelastung ist im letzten Jahrzehnt deutlich gesunken. Ursache dafür sind günstigere meteorologische Ausbreitungsbedingungen – deutlich mildere Winter mit kürzeren Perioden, die von tiefen Temperaturen und ungünstigen Verhältnissen geprägt sind – und ein Rückgang der Emissionen von PM10 und Vorläufersubstanzen sekundärer Partikel, sowohl in Österreich als auch in den Nachbarländern.
Auch 2023 wurde das Grenzwertkriterium nach IG-L für PM10 (mehr als 25 Tagesmittelwerte über 50 µg/m³ pro Kalenderjahr) an keiner Messstelle überschritten, ebenso wenig wie das Grenzwertkriterium der EU-Luftqualitätsrichtlinie (mehr als 35 Tagesmittelwerte über 50 µg/m³ pro Kalenderjahr) für PM10. Die meisten Tagesmittelwerte über 50 µg/m³ für PM10 zeigt die vorläufige Feinstaubbilanz bis 31. Dezember 2023 an den Messstellen Graz (Don Bosco: 11 Tage, Gries: 6 Tage), Wiener Neudorf (8 Tage, Einfluss Bautätigkeit) und Klagenfurt Völkermarkter Straße (5 Tage). Auch die Jahresmittelwerte für Feinstaub (PM10 und PM2,5) lagen in den meisten Bundesländern nach den vorläufigen Daten unter dem Niveau der Jahre bis 2018.
Vorläufige Ozonbilanz 2023
Bei Ozon (O3) waren die Werte vergleichbar mit jenen des Vorjahres.
Die Informationsschwelle wurde an 6 Tagen an 11 Messstellen in Niederösterreich und Wien überschritten, 2022 an 6 Tagen an 10 Messstellen, 2021 an einem Tag an 2 Messstellen. 2023 wurden an 14 Messstellen Achtstundenmittelwerte über 120 µg/m³ an mehr als 25 Tagen registriert (2022 waren es 33 Messstellen).
Revision der EU-Richtlinien für Luftqualität
Luftverschmutzung schadet der Gesundheit schon bei deutlich niedrigeren Konzentrationen als bisher angenommen. Im Oktober 2022 hat die Europäische Kommission deshalb einen Vorschlag für die Überarbeitung der EU-Richtlinien für Luftqualität veröffentlicht. Dieser Vorschlag sieht niedrigere Grenzwerte als bisher vor, unter anderem für Feinstaub, Ozon und Stickstoffdioxid, die ab 2030 einzuhalten sind.
Grundlage dafür sind die globalen Luftgüteleitlinien (Air Quality Guidelines, AQG) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2021. Diese dienen als Empfehlungen, wie die Bevölkerung besser vor der Belastung mit Luftschadstoffen geschützt werden kann.
Obwohl das Umweltbundesamt in Österreich langfristig einen positiven Trend in der Luftqualität verzeichnet, werden die aktuellen WHO-Richtwerte für Feinstaub (PM2.5), Ozon (O3) und Stickstoffdioxid (NO2) nach wie vor großflächig überschritten.
Messung von ultrafeinen Partikel und Ammoniak
Der Vorschlag für die Revision der Luftqualitätsrichtlinien sieht auch die Messung weiterer Luftschadstoffe vor, darunter ultrafeine Partikel (UFP) und Ammoniak (NH3). Das Umweltbundesamt hat in Kooperation mit dem Klimaschutzministerium und den Bundesländern mit der Messung dieser Parameter begonnen und erste Berichte veröffentlicht. UFP werden unter anderem beim Flughafen Wien-Schwechat und der Raffinerie gemessen.
Ammoniak wird österreichweit in landwirtschaftlich geprägten Gebieten und an Vergleichsstandorten gemessen. Dazu wurde vom Umweltbundesamt ein Dashboard erstellt.
Die Daten bis Juni 2022 wurden in einem Bericht zusammengefasst.
Ammoniak-Messungen in der Außenluft in Österreich
Vorläufige Daten
Die vorläufige Bilanz der Luftqualität 2023 beruht auf vorläufigen Daten aus den Luftgütemessungen der Ämter der Landesregierungen und des Umweltbundesamtes im Auftrag des Klimaschutzministeriums. Die Qualitätssicherung der Daten wird im zweiten Quartal 2024 abgeschlossen, Änderungen zu den vorläufigen Daten sind daher möglich. Grenzwerte für Feinstaub und NO2 sowie Zielwerte für Ozon ebenso Vorgaben für die Messung und Berichterstattung sind im Immissionsschutzgesetz-Luft (IG-L) festgelegt. Im Fall von Grenzwertüberschreitungen sind entsprechende Maßnahmen zur Minderung der Belastung durch die Landeshauptleute umzusetzen.
Links:
Luftgütedaten - Täglicher Luftgütebericht
Neue WHO-Leitlinien für Luftschadstoffe
WHO Air Quality Guidelines, AQG