Wie Haushalte zum Klimaschutz beitragen können
Haushalte haben unterschiedliche Möglichkeiten zum Klimaschutz beizutragen. In einer aktuellen Studie identifiziert das Umweltbundesamt Einsparpotenziale an Treibhausgas-Emissionen anhand von vier typischen Haushalten. Die Handlungsoptionen erstrecken sich auf die Bereiche Mobilität, Wohnen, Ernährung und sonstiger Alltagskonsum. Die Analyse zeigt: Werden alle Möglichkeiten ausgeschöpft, können die dargestellten Haushalte zwischen 41% und 72% ihrer jährlichen Treibhausgas-Emissionen einsparen, das entspricht 7 bis 14 Tonnen an Emissionen pro Haushalt und Jahr.
Abhängig vom sozialen Umfeld, von ökonomischen Bedingungen und individuellen Faktoren hat jeder Haushalt Handlungsspielräume, um aktiv zum Klimaschutz beizutragen, so das Fazit der Umweltbundesamt-Expert:innen.Die vorgestellten Musterhaushalte sollen dazu anregen, das eigene Konsumverhalten zu reflektieren und dienen als Orientierungshilfe für konkrete Handlungsmöglichkeiten.
Klimabilanz von vier österreichischen Musterhaushalten
Ausgangspunkt der Studie bildet die Darstellung von vier fiktiven, österreichische Musterhaushalten: das am Land lebende Pensionisten-Paar, die in der Stadt wohnende Alleinerziehende, die vierköpfige Familie aus dem ländlichen Raum und der städtische Single. Die Analyse geht von unterschiedlichen Wohnsituationen aus, ein unsaniertes Einfamilienhaus aus den 60er Jahren, eine Altbau-Wohnung, ein Haus aus den 2000er Jahren und eine Neubauwohnung. Die weiteren, angenommenen Parameter beziehen sich u.a. auf die Wohnfläche und Heizsysteme (Öl, Gas, Fernwärme), auf den Energieverbrauch, die Art der Ausstattung mit Haushaltsgeräten (modern, alt, langlebig) sowie die Anzahl der Autos pro Haushalt und damit verbunden die jährliche Fahrleistung. Auch das Kauf- und Nutzungsverhalten bei Textilien und Schuhen sowie die Art der Ernährung (Intensität des Fleischkonsums) fließen in die Bilanzierung ein, ebenso Art und Anzahl der im Haushalt lebenden Tiere. Einen weiteren wichtigen Faktor für die Klimabilanz stellen die Art und Dauer der Urlaubsreisen sowie die Aktivitäten im Urlaub dar.
Grundlagen für die Beschreibung der Musterhaushalte und ihrer Klimabilanz sind der österreichische Fußabdruck-Rechner, eine Publikation der österreichischen Energieagentur zum Energiesparen im Haushalt, eine Umweltbundesamt Studie zur Treibhausgasbilanz unterschiedlicher Urlaubstypen und die Sinus-Milieus des Marktforschungsinstituts Integral.
Einsparpotenziale pro Haushalt
Die Musterhaushalte verursachen jeweils zwischen 18 und 54 Tonnen an Treibhausgas-Emissionen jährlich. Der Alleinerziehenden-Haushalt in der Stadt weist (u.a. durch die geringere Wohnfläche und den autofreien Lebensstil) die niedrigsten Emissionen auf. Diese können durch individuell umsetzbare Maßnahmen um bis zu 41% verringert werden. Der Single-Haushalt in der Stadt und das Pensionisten-Paar auf dem Land verursachen Emissionen von 20 bzw. 25 Tonnen jährlich. Das Reduktionspotenzial beträgt für den Single-Haushalt 72%, für das Pensionisten-Paar 56%. Der Vier-Personen Familienhaushalt auf dem Land stößt Treibhausgas-Emissionen in der Höhe von 54 Tonnen pro Jahr aus. Bei Umsetzung umfangreicher Reduktionsmöglichkeiten können sie um 59% verringert werden.
Deutliche Einsparmöglichkeiten ergeben sich durch das Vermeiden von Autofahrten und Flugreisen. Im Bereich Wohnen ergeben sich vor allem für die beschriebenen Haushalte am Land durch thermische Sanierung, Heizungstausch (Umstieg auf Wärmepumpe) und durch den Bezug von Ökostrom erhebliche Einsparmöglichkeiten. Für die beiden zur Miete wohnenden Musterhaushalte stellt der Umstieg auf Ökostrom eine realisierbare Möglichkeit dar. Auch eine vermehrt pflanzenbasierte Ernährung, sowie eine sorgfältige Lagerung und Verwendung von Nahrungsmitteln tragen zur Reduktion der individuellen Treibhausgas-Emissionen bei. Ein bewusster Alltagskonsum bedeutet neben weniger Neukäufen und der Wahl umweltfreundlicher Alternativen auch, Produkte länger zu nutzen, zu reparieren oder reparieren zu lassen.
Die vorliegende Studie bestätigt zudem, dass für den nachhaltigen Konsum eine grundlegende individuelle Handlungsbereitschaft und die entsprechenden Rahmenbedingungen wichtig sind. Auch die Wirkung umweltpolitischer Maßnahmen wird thematisiert. Am effektivsten können sie dann sein, wenn sie zusätzlich soziale und räumliche Ungleichheiten berücksichtigen sowie auf Konsummuster verschiedener Haushaltstypen eingehen.
Download
Nachhaltige Aktivitäten und Konsumpraktiken