Was ist Mikroplastik?
Als Mikroplastik bezeichnet man winzige Kunststoffteilchen, die kleiner als 5 mm sind und aus unterschiedlichen Kunststoffarten bestehen können. Beispielsweise: Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polyamid (PA), Polyurethan (PU) und viele weitere feste synthetische Polymere. Auch der Abrieb von Reifen (Gummi, Synthesekautschuk) wird als Mikroplastik betrachtet.
Primäres und sekundäres Mikroplastik
Das primäre Mikroplastik erfüllt einen Zweck. Die Plastikteilchen werden absichtlich Produkten wie z.B. Kosmetika, Reinigungsmitteln oder Farben beigefügt. Weniger bekannt ist der Einsatz bei Düngemitteln oder im Aufbau von Kunstrasen.
Das sekundäre Mikroplastik entsteht durch Abrieb und/oder Zerfall.
- Kunststoffreste werden unbeabsichtigt durch Waschen von Textilien, Absplittern von Farbe oder etwa Reifenabrieb in die Umwelt freigesetzt. Sie treten unbeabsichtigt während der Verarbeitung von Materialien (z.B. beim Zuschnitt von Dämmmaterial) bzw. bei der Behandlung von Abfällen in Sortier- und Recyclinganlagen auf.
- Eine andere sekundäre Quelle sind größere Kunststoffteile, die in die Umwelt gelangen, z. B. durch Littering (d.i. durch achtloses Wegwerfen) von Getränke- und Take-away-Verpackungen, die mit der Zeit spröde werden und in Mikroplastik zerfallen. Derselbe Mechanismus wirkt bei in der Landwirtschaft eingesetzten Folien oder Baumschutzhüllen, die am Ende ihrer Nutzung nicht eingesammelt werden oder nicht mehr einsammelbar sind. Auch können Verluste während des Transportes (z. B. Pelletsverlust beim Umladen) und/oder der Lagerung von Produkten/Abfällen z.B. durch Windverwehungen auftreten.
Verbreitung und Verbleib in der Umwelt
Bewusst zugesetztes Mikroplastik aus Produkten wie Kosmetika, Reinigern und Farben wird nach Gebrauch häufig mit dem Spülwasser in die Kanalisation transportiert, ebenso wie Textilfasern aus dem Waschmaschinenabwasser. Über Straßenabläufe landet auch Reifenabrieb, gemeinsam mit gelittertem Plastik, das durch Regen oder Hochwasser weggespült wurde, in der Kanalisation.
Das Abwasser wird in Kläranlagen durchaus effizient von Mikroplastik befreit und mit dem Klärschlamm abgetrennt. Bei der Verwertung des Klärschlamms als Dünger wird das Mikroplastik jedoch zurück in die Umwelt und auf die Böden gebracht. Vermehrt wird gerade Mikroplastik aus sekundären Quellen auf Böden beobachtet. Eine Verlagerung in tiefe Bodenschichten bis hin zum Grundwasser ist zwar denkbar, entsprechende Daten fehlen. Die atmosphärische Verfrachtung über weite Distanzen erscheint möglich, da Mikroplastik selbst in entlegene Gebiete wie z.B. Hochgebirgs- und Polarregionen vorgedrungen ist.
Mittlerweile wurde Mikroplastik weltweit in sämtlichen Umweltmedien nachgewiesen: in den Weltmeeren und Oberflächengewässern, in Tiefseesedimenten, in landwirtschaftlich genutzten Böden und in diversen Organismen. Auch Lebensmittel (Muscheln, Salz, etc.) und Getränke können Mikroplastik enthalten. Als Konsequenz wurde es bereits im menschlichen Stuhl gefunden.
Bedeutung für Umwelt und Gesundheit
Mikroplastik birgt verschiedene Gefahren und kann ein Risiko für Umwelt und Gesundheit darstellen. Einerseits sind schädliche Zusatzstoffe im Kunststoff (z.B. Weichmacher, Flammschutzmittel) enthalten, die in die Umwelt freigesetzt werden können. Andererseits spielen bereits in der Umwelt vorhandene Schadstoffe eine Rolle, da sie sich am Mikroplastik anhaften und anreichern können. Bei ökotoxikologischen Untersuchungen unter Laborbedingungen wurden vor allem bei hohen Mikroplastik-Konzentrationen Effekte gefunden. Studien zur Risikobewertung geben aber vorerst Entwarnung, da derart hohe Mikroplastikmengen in der Umwelt noch nicht gemessen worden sind.
Reduktion des Eintrags in die Umwelt
Der Schlüssel liegt in vielen Fällen bei der verantwortungsvollen Verwendung und Entsorgung von Kunststoffen.
Einen wesentlichen Beitrag leistet das Produktdesign, indem z. B. Produkte ohne Mikroplastikzusatz bereitgestellt werden. Waschmaschinen mit geeignetem Mikroplastikfilter reduzieren den Austrag von Mikroplastik in das Abwasser.
Die Eindämmung des Litterings und ein bewusstes Konsumverhalten haben eine unmittelbare positive Auswirkung auf die Mikroplastikproblematik. Wer im Autoverkehr auf spritsparende Fahrweise achtet, reduziert damit als Nebeneffekt den Reifenabrieb.
Auf betrieblicher Ebene lässt sich die Freisetzung von Mikroplastik durch technische Maßnahmen (z.B. Filter) sowie durch spezielles Training der Fachkräfte erzielen. Im Rahmen des „Zero Pellet Loss“ Pakt wurde beispielsweise die Reduktion von Verlusten von Rohmaterial (Umfüllen, Transport, Abwasser) erreicht.
Unser Angebot zur Analyse von Mikroplastik
Untersuchung von Mikroplastik im Speisesalz
Mikroplastik in Kärntner Fließgewässern
Harmonisierte Methoden für Mikroplastik in Böden
Harmonisierte Methoden für Plastik und Mikroplastik in Böden, Anhang zu Reifenabrieb