Corona und die Luftqualität
Die Krise verbesserte kurzfristig die Belastung mit Stickoxiden. Langfristig erfordert hohe Luftqualität grundlegende Veränderungen in der Mobilität.
Weniger Verkehr auf den Straßen, die Industrieproduktion teilweise heruntergefahren, Geschäfte zu, Büros verwaist – die Auswirkungen der Coronakrise waren enorm. Die Emissionsreduktion durch weniger Verkehr und weniger Industrieprozesse hatten auch unmittelbare Effekte auf die Luftqualität, wie Analysen des Umweltbundesamts zeigen. An verkehrsnahen Standorten und in Österreichs Städten ging die Belastung mit Stickoxiden, die weitestgehend aus dem Verkehr stammen, seit dem 16. März 2020 deutlich zurück. An den ausgewählten Messstationen in den Hauptstädten der Bundesländer bzw. in Feldkirch zeigt sich eine Abnahme der NO2-Belastung zwischen knapp 30 % und knapp 50 % im Vergleich zu den Monatsmittelwerten der Jahre 2018 und 2019. Am höchsten war der Rückgang an der Station Salzburg Rudolfsplatz, am geringsten an der Station St. Pölten Europaplatz. Diese Rückgänge korrespondieren mit dem Rückgang des Verkehrs ab Mitte März. Österreichweit nahm der Verkehr etwa auf Autobahnen im März an Werktagen im Schnitt um 36 % ab, an den Wochenenden um 48 %.
Wetter und Feinstaub
An einzelnen Tagen wurden im März aber auch höhere Belastungen als in den Vorjahren gemessen. Ursache dafür sind die Wetterbedingungen, die einen entscheidenden Einfluss auf die Luftqualität haben. Im ungünstigsten Fall werden zwar weniger Schadstoffe ausgestoßen, aber sie können sich nicht ausbreiten und dadurch sind die Konzentrationen trotzdem hoch. Beim Feinstaub ist die Analyse der Corona-Folgen komplizierter. Feinstaub hat viele unterschiedliche Quellen, wie Hausbrand, Verkehr, Industrie, aber auch Landwirtschaft, und wird zudem weiträumig verfrachtet (z. B. Wüstensand). Dazu kommt, dass sich Feinstaub auch aus ganz anderen Schadstoffen, sogenannten Vorläufersubstanzen, bilden kann. Ende März sorgte Wüstenstaub aus der Sahara und aus der Karakumwüste für eine relativ hohe Feinstaubbelastung. Dazu kam sehr schönes und extrem trockenes Wetter, durch das weniger Staub aus der Atmosphäre ausgewaschen wurde.
Kritische Luftschadstoffe werden genau überwacht Für die kontinuierliche Überwachung der Luftqualität steht in Österreich ein dichtes Netz an Messstationen zur Verfügung. Die Daten werden auf den Websites des Umweltbundesamts und der Ämter der Landesregierungen veröffentlicht und halbstündlich aktualisiert. Kritische Luftschadstoffe für die menschliche Gesundheit und die Umwelt sind vor allem Feinstaub (PM10, PM2,5), Stickstoffdioxid (NO2) und Ozon (O3). Feinstaub stammt aus vielen verschiedenen Quellen, für Ozon sind Emissionen von Vorläufersubstanzen auf der Nordhalbkugel sowie komplexe chemische Prozesse in der Atmosphäre verantwortlich. NO2 stammt an stärker befahrenen Straßen zum ganz überwiegenden Teil aus dem Straßenverkehr (Diesel-Kfz).
Hohe Luftqualität langfristig Beitrag zur Gesundheit
Langfristige Änderungen insbesondere von Mobilitätsstrukturen oder im Mobilitätsverhalten (mehr Fuß-, Radverkehr oder Homeoffice) können auch zukünftig einen wichtigen Beitrag zu einer besseren Luftqualität liefern. Dafür braucht es geeignete Rahmenbedingungen wie z. B. den Ausbau der Rad- und Fußwegeinfrastruktur oder auch der digitalen Infrastruktur. Generell ist eine langfristig hohe Luftqualität auch ein Beitrag für die Gesundheit der Bevölkerung.
Anmerkung: Dieser Artikel ist in der Juli-Ausgabe 2020 der Österreichischen Gemeinde-Zeitung (ÖGZ) als Gastbeitrag erschienen.