Mikroplastik-Aufnahme durch die Ernährung?
Welchen Einfluss hat die Ernährung darauf, ob Mikroplastik im menschlichen Körper landet? Dieser Frage ist das Umweltbundesamt nachgegangen. In einer Pilotstudie mit 15 Teilnehmenden wurde der Einfluss der Ernährung auf die orale Mikroplastikaufnahme untersucht. Die Ergebnisse wurden nun im internationalen, wissenschaftlichen Journal Science of the Total Environment veröffentlicht. Die Studie legt nahe, dass ein hoher Verarbeitungsgrad von Lebensmitteln einen Einfluss auf die Aufnahme von Mikroplastik hat.
15 Teilnehmer:innen aus Wien und Umgebung im Alter von 24-43 Jahren nahmen 16 Tage lang an einer Interventionsstudie teil. Dabei nahmen sie an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen einmal Lebensmittel, die mit so wenig Plastik und einmal mit so viel Plastik wie möglich in Berührung gekommen waren, zu sich – durch die Nahrungsmittel selbst sowie über Küchenutensilien und Verpackungen unterschiedlicher Materialien. Dabei konsumierten sie außerdem unterschiedlich stark verarbeitete Lebensmittel, von unverarbeiteten bis hin zu Fertiggerichten. Über den gesamten Zeitraum führten die Teilnehmer:innen ein Tagebuch über die verzehrten Lebensmittel und Getränke, deren Verpackungen und deren Zubereitung. Pro Person wurden vier Stuhlproben abgebeben und untersucht. Die Studie wurde von Plastics Europe, dem europäischen Verband der Kunststofferzeuger, im Rahmen eines umfassenden Forschungsproprojekts finanziert.
Mikroplastik in allen Proben nachgewiesen, am meisten Polyethylen und PET
Im Labor des Umweltbundesamtes erfolgte die Analyse von Mikroplastik im Stuhl der Teilnehmer:innen. Untersucht wurden zehn der weltweit am meisten verbreiteten Kunststoffarten mit Größen von 5 µm bis 5 mm. In allen analysierten Proben wurde mindestens eine Kunststoffart nachgewiesen, ausgenommen Polycarbonat (PC), das keine Probe enthielt. Im Mittel fanden sich 3,4 Mikroplastik-Teilchen pro Gramm Stuhl. Die am häufigsten nachgewiesenen Kunststoffarten waren Polyethylen (PE) und PET. PE ist die weltweit am häufigsten eingesetzte Kunststoffart und wird insbesondere für Lebensmittelverpackungen verwendet. Auch PET wird für Lebensmittelverpackungen und viele anderer Konsumprodukte wie Textilien eingesetzt.
Mikroplastik Konzentration höher bei stärker verarbeiteten Lebensmitteln
Mit der Pilotstudie wollten die Umweltbundesamt-Expert:innen klären, ob die Verwendung von mehr oder weniger Plastik in der Ernährung einen Einfluss auf die orale Aufnahme von Mikroplastik hat. Ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen plastikbevorzugender und plastikvermeidender Ernährung konnte nicht eindeutig festgestellt werden. Allerdings zeigte sich, dass der Verarbeitungsgrad der Lebensmittel eine relevante Rolle spielen kann. So hatten Teilnehmer:innen der Studie höhere Mikroplastik-Konzentrationen im Stuhl je stärker die Lebensmittel verarbeitet waren, die sie verzehrt hatten. Für die Umweltbundesamt-Expert:innen liefert die Pilotstudie wichtige Anhaltspunkte zum Einfluss des Verarbeitungsgrades von Lebensmitteln auf die Mikroplastik-Aufnahme. Eine größere Studie könne einen eindeutigen Zusammenhang klären, so die Studien-Autor:innen.
Die Ergebnisse unterstützten internationale Untersuchungen und Annahmen zur Mikroplastikaufnahme im Zusammenhang mit dem Lebensmittelverarbeitungsgrad. So wies die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA im Jahr 2016 darauf hin, dass die Menge an Mikroplastik während der Lebensmittelverarbeitung ansteigen könnte.