Flächeninanspruchnahme bis 2021

Österreichs produktive Böden verringerten sich im Jahr 2021 um 36,3 km². Der jährliche Verlust schwankte im Zeitraum 2001 bis 2020 zwischen 36,3 km² und 104 km².

Image Biss in die Weltkugel

Um dieser großen Schwankungsbreite Rechnung zu tragen und die Entwicklung der Flächeninanspruchnahme besser abbilden zu können, zieht das Umweltbundesamt den Mittelwert der jeweils drei vorangegangenen Jahre heran (punktierte Linie im Diagramm). Der 3-Jahresmittelwert der Flächeninanspruchnahme in Österreich lag im Jahr 2021 bei 41 km². Das entspricht der Größe von Eisenstadt. Im Durchschnitt der letzten drei Jahre wurden somit pro Tag 11,3 ha an Flächen neu in Anspruch genommen.

Unter Flächeninanspruchnahme versteht man den Verlust biologisch produktiven Bodens durch Verbauung für Siedlungs- und Verkehrszwecke, aber auch durch Veränderung für intensive Erholungsnutzungen, Deponien, Abbauflächen, Betriebsanlagen und ähnliche Intensivnutzungen, der damit für die land- und/oder forstwirtschaftliche Produktion und als natürlicher Lebensraum nicht mehr zur Verfügung steht.

Versiegelte Flächen

Flächen, die für Siedlung, Verkehr, Gewerbe, Handel, Bergbau etc. genutzt werden, sind teilweise versiegelt. Versiegelung ist die Abdeckung des Bodens mit einer wasser- und luftundurchlässigen Schicht, wodurch das Bodenleben abstirbt. Versiegelung bedeutet daher den dauerhaften Verlust biologisch produktiven Bodens für Siedlungs- und Verkehrszwecke, aber auch für intensive Erholungsnutzungen, Deponien, Abbauflächen, Betriebsanlagen und ähnliche Intensivnutzungen. 

Gemäß Regierungsprogramm 2020 - 2024 soll die Flächeninanspruchnahme so gering wie möglich gehalten werden und der jährliche Zuwachs bis 2030 auf 2,5 ha pro Tag bzw. 9 km² pro Jahr sinken (roter Balken 2030).

Grafik Jährlicher Zuwachs der Flächeninanspruchnahme in Österreich gesamt

Flächeninanspruchnahme nach Sektoren

Die größten Anteile an der Flächeninanspruchnahme beanspruchten im Zeitraum 2013 bis 2021 Betriebsflächen und Wohn-/Geschäftsgebiete.

Grafik Jährlicher Zuwachs der Flächeninanspruchnahme Betriebsflächen

Den größten Anteil an der Flächeninanspruchnahme haben Betriebsflächen, mit einer Schwankungsbreite von 10,5 bis 31 km² pro Jahr (etwa 2,9 bis 8,4 ha täglich) Zuwachs. Nach 2014 ist ein Rückgang zu beobachten.

Grafik Jährlicher Zuwachs der Flächeninanspruchnahme Bauflächen

Im Sektor Bauflächen (exkl. Betriebsflächen) ist der Zuwachs bis 2018 einigermaßen konstant und liegt um 17 ± 2 km² pro Jahr (5 ha/Tag). 2019 zeigte jedoch einen erheblichen Anstieg auf 26 km² pro Jahr (7,1 ha/Tag), der auch im Jahr 2021 mit etwa 21,1 km² (5,8 ha/Tag) über dem langjährigen Schnitt liegt.

Grafik Jährlicher Zuwachs der Flächeninanspruchnahme Erholungsgebiete

Erholungs- und Abbauflächen wachsen um 1,5 bis 8 km² pro Jahr (0,4 bis 2,2 ha/Tag), hier ist nach 2014 ein Rückgang zu beobachten. Im Jahr 2021 reduzierte sich das Ausmaß auf die Hälfte des Vorjahres.

Grafik Jährlicher Zuwachs der Flächeninanspruchnahme Straßen

Der Straßenbau beansprucht seit 2013 rund 4 bis 13,5 km² pro Jahr (etwa 1,1 bis 2,4 ha/Tag). Auch hier ist nach 2015 ein Rückgang bei den Zuwachsraten messbar, der aber großteils auf die Umklassifizierung von Forststraßen (von der Kategorie Straße in die Kategorie Wald) gebremst wird.

Grafik Jährlicher Zuwachs der Flächeninanspruchnahme Bahn

Die von der Bahn beanspruchten Flächen schrumpfen aufgrund von Umklassifizierungen. Beispielsweise wurden Bannwälder, die sich im Eigentum der ÖBB befinden, früher in der Kategorie „Schienenverkehrsanlage“ geführt. Diese Flächen werden kontinuierlich in die Kategorie „Verkehrsrandfläche“ bzw. „Wald“ zugewiesen. Seit 2013 beansprucht dieser Sektor jährlich weniger Flächen - in einem Schwankungsbereich zwischen minus 0,8 und minus 6,6 km² pro Jahr (etwa 0,2 bis minus 1,8 ha/Tag).

Übersicht Bundesländer Flächeninanspruchnahme

 durchschnittliche Veränderung in km2/Jahr | absolute Veränderung im Jahr X in km2
 20202018-20202015-20202010-20202018201920202018-2020
Burgenland5,74,93,02,03,95,35,714,8
Kärnten3,63,96,48,13,64,53,611,7
Niederösterreich9,17,38,610,75,96,99,122,0
Oberösterreich8,17,47,4136,67,68,122,3
Salzburg0,31,41,82,61,72,20,34,1
Steiermark10,211,910,810,511,414,110,235,7
Tirol1,42,93,74,83,53,71,48,7
Vorarlberg0,61,51,23,01,32,70,64,6
Wien0,10,60,40,40,61,00,11,7
Österreich39,041,843,355,238,548,039,0125,5
 
 durchschnittliche Veränderung in ha/Tag
 20202018-20202015-20202010-2020
Burgenland1,61,40,80,5
Kärnten1,01,11,82,2
Niederösterreich2,52,02,32,9
Oberösterreich2,22,02,03,6
Salzburg0,10,40,50,7
Steiermark2,83,33,02,9
Tirol0,40,81,01,3
Vorarlberg0,20,40,30,8
Wien00,20,10,1
Österreich10,711,511,915,1
 
Datenquelle

Nutzungsarten der Digitalen Katastralmappe (DKM) zusammengefasst in der BEV-Regionalinformation (Stand 31.12. des Jahres)

Bodenverbrauch 2021 – Methodik

Das Umweltbundesamt verwendet in der vorliegenden Auswertung wie in den vergangenen Jahren die Zahlen des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen, d.i. die Nutzungsinformation der Digitalen Katastralmappe (DKM). Darin wird unter anderem für jedes Grundstück in Österreich die Benützungsart und unterschiedliche Nutzungen angegeben. Da Aktualisierungen jedoch nur im Anlassfall, wie bei größeren Bauvorhaben, Neuvermessungen oder Revisionen des Katasters, erfolgen, können Schwankungen zwischen den Jahren auftreten, die die Interpretation von Trends und regionale Zuordnungen erschweren.

Ausblick

Das Umweltbundesamt hat im Rahmen der österreichischen Bodenstrategie und im Auftrag der ÖROK ein neues Datenmodell entwickelt, das alle bundesweit verfügbaren, sektoralen Daten berücksichtigt und künftig auch differenzierte Auswertungen ermöglicht. 

Aktuelle Daten zur Flächeninanspruchnahme und Versiegelung in Österreich finden Sie auf der Webseite der  ÖROK 

Karten und Exposé im ÖROK-Atlas

Alles Wissenswerte und FAQs zum neuen Datenmodell finden Sie hier