PARC: Europäische Partnerschaft zur Bewertung von Risiken durch Chemikalien

Um die Chemikaliensicherheit zu verbessern, werden von 2022 bis 2029 europaweit koordiniert neue Daten, Kenntnisse und Methoden generiert.

Foto Fußgeher am Zebrastreifen

Die Europäische Partnerschaft zur Bewertung von Risiken durch Chemikalien (Partnership for the Assessment of Risk from Chemicals - PARC) startete im Mai 2022. Aufbauend auf der ersten länderübergreifenden Human-Biomonitoring Initiative in Europa, HBM4EU, werden bis 2029 Risikobewertung und Risikomanagement von Chemikalien auf die nächste Ebene gebracht und das Wissen über die Belastung des Menschen mit Chemikalien und Umweltschadstoffen vertieft. Neue innovative Methoden für eine verbesserte Risikoabschätzung werden entwickelt, eingesetzt und evaluiert und der Transfer dieser in das regulatorische System unterstützt. Ziel ist es, die menschliche Gesundheit und die Umwelt bestmöglich zu schützen und eine schadstofffreie Umwelt zu ermöglichen. 

Umweltbundesamt – Hauptpartner in Österreich für PARC

Als österreichischer Ansprechpartner („Grant Signatory“) ist das Umweltbundesamt die nationale Kontaktstelle („National Hub Contact Point“) für PARC und damit Hauptansprechpartner für die EU-Kommission und die europäischen Partner.

Als solcher koordiniert das Umweltbundesamt die Beiträge der beteiligten Institutionen: Die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit AGES, die Medizinischen Universitäten Wien und Innsbruck, die Universität Wien, die Privatuniversität UMIT TIROL, das Austrian Institute of Technology (AIT) und die Forschungsgesellschaft BioNanoNet.

Das Umweltbundesamt leitet gemeinsam mit der EU-Umweltagentur das Arbeitspaket 2: „a common science policy agenda“, welches Aktivitäten zur Prioritätensetzung, Wissensmanagement und Nachhaltigkeit umfasst. 

Im Arbeitspaket 2 findet der Projekt-Review Prozess statt, der die regluatorische Relevanz der Projekte, die in PARC durchgeführt werden, gewährleistet. Bald sind es hundert Projekte welche die Herausforderungen im Bereich Risikoabschätzung adressieren. Es gilt die nächste Generation der Risikoabschätzung  zu entwickeln und aktiv beim Fahrplan zur schrittweisen Abschaffung von Tierversuchen für die Bewertung der Sicherheit von Chemikalien der EU Kommission mitzuarbeiten. parcopedia, die Wissens-Plattform zur Vernetzung wurde etabliert und soll nun weiter verbreitet werden. Wesentlich in diesem bedeutenden Arbeitspaket ist auch das Erarbeiten jener Aktivitäten und Strukturen, welche die Partnerschaft überdauern sollen. Human Biomonitoring, Labornetzwerke, eine gemeinsame Datenplattform, ein Europäisches Programm zur Toxikologie und die Safe und Sustainable by Design Toolbox gelten als wesentliche Elemente, die bestehen und weiterentwickelt werden sollen.

Weiters ist das Umweltbundesamt für die Organisation und Koordination des PARC-Stakeholder-Forums zuständig. Das Gremium begleitet PARC über die gesamte Laufzeit, es tagt jährlich 1-2 Mal und gibt den Stakeholdern unter anderem die Möglichkeit Fortschritte von PARC und Ergebnisse zu diskutieren als auch Bedürfnisse der Stakeholder zu adressieren. Die Stakeholder Forum ist ein Eckpfeiler der PARC-Strategie, der den wesentlichen Dialog und die Zusammenarbeit zwischen allen an der Bewertung chemischer Risiken beteiligten und davon betroffenen Parteien sicherstellt. Das SF besteht aus 15 Mitgliedern, die gleichmäßig die wichtigsten Interessengruppen wie Nichtregierungsorganisationen, die Industrie und andere Verbände vertreten, mit spezifischen Schwerpunkten wie Frauen, Arbeitnehmer:innen, Patient:innen, Gesundheit und Umwelt. Das Forum soll PARC und die aktuellen Fortschritte bei der Bewertung chemischer Risiken für die menschliche Gesundheit und die Umwelt unterstützen. 

Herzstück der Aktivitäten ist die Teilnahme an den PARC-Human Biomonitoring-Studien-  Die Expert:innen vom Umweltbundesamt sammeln bereits Harn- und Haarproben von österreichischen Volksschulkindern. Kürzlich fand das Treffen dieses Arbeitspakets in Berlin statt, dabei wurden weitere Details der Studien diskutiert. 

Das Umweltbundesamt hat eine breite Expertise auf dem Gebiet Risikobewertung und Risikomanagement von Chemikalien und ist daher auch im Arbeitspaket zur Innovation in der regulatorischen Risikobewertung beteiligt. Neue Methoden, die Tierversuche beim Testen der Toxizität von Chemikalien ersetzen, müssen angewendet und evaluiert werden um zukünftig bestmöglichen Schutz von Gesundheit und Umwelt zu gewährleisten. 

EU-weites Exzellenzzentrum für Forschung und Innovation

PARC baut auf den Studien und den Erfahrungen auf, die im Rahmen des europäischen Programms für Human-Biomonitoring (HBM4EU – Human Biomonitoring for Europe) (2017 bis 2022) gesammelt wurden. Ziel ist es, die europäischen Kapazitäten für die Bewertung chemischer Risiken zu konsolidieren und zu stärken und so ein EU-weites Exzellenzzentrum für Forschung und Innovation zu schaffen.

Dies soll insbesondere durch folgende Aktivitäten zur Unterstützung der chemischen Risikobewertung und Regulatorik erreicht werden:

  • Bildung eines nachhaltigen, EU-weiten, interdisziplinären Netzwerks zur Ermittlung und Abstimmung von Forschungs- und Innovationsbedarf

  • Gemeinsame Forschungstätigkeiten

  • Stärkung bestehender Kapazitäten und Aufbau neuer EU-weiter, interdisziplinärer Forschungs- und Innovationsplattformen

Strategie und Arbeitsprogramm

Ein breites Konsortium aus etwa 200 Fachleuten aus 28 Ländern beteiligt sich an diesem Programm. Es umfasst nationale Agenturen, Ministerien, Forschungseinrichtungen und Universitäten. 

Die EU-Agenturen, die an der Überwachung und Risikobewertung von Chemikalien beteiligt sind (insbesondere ECHA, EFSA, EAA) sind Partner in PARC und gestalten die Partnerschaft maßgeblich mit.

Die Koordination erfolgt durch die Französische Agentur für Gesundheitsschutz bei Lebensmitteln, in der Umwelt und in der Arbeitswelt (ANSES). Das Projekt wird vom EU-Forschungsförderungs-Programm „Horizon Europe“ (2021-2027) kofinanziert.

Das Programm besteht aus den folgenden Arbeitspaketen:

AP 1) Verwaltung und Koordinierung

AP 2) Gemeinsame wissenschaftlich-politische Agenda

AP 3) Synergien, Kooperationen und Wahrnehmung

AP 4) Überwachung und Exposition

AP 5) Gefährdungsbeurteilung

AP 6) Innovation in der regulatorischen Risikobewertung

AP 7) Faire-Daten

AP 8) Konzepte und Werkzeuge

AP 9) Kapazitäten

Erwartete Ergebnisse

Die Partnerschafts-Initiative PARC erwartet insbesondere folgende Ergebnisse:

  • Unterstützung der Aktivitäten zum Europäischen Grünen Deal mit neuen Erkenntnissen, Instrumenten und Methoden

  • Stärkung des gemeinsamen Datenraums zum Europäischen Grünen Deal durch Bereitstellung fairer Daten über Chemikalien

  • Minimierung der negativen Auswirkungen von Chemikalien auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt

  • Verbesserung des Schutzes von Arbeitnehmer:innen vor chemischen Risiken

  • Unterstützung bei der Mobilisierung der Industrie für eine Kreislaufwirtschaft

  • Verstärkung des verantwortungsvollen Umgangs mit Chemikalien und Abfall