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Mit Maßnahmen zum Schutz vor Hochwasser und Starkregen Oberwasser behalten
Österreich ist eines der wasserreichsten Länder Europas. Die wertvolle Ressource ist nicht nur Lebensmittel Nummer eins, sondern wird auch zur Energieerzeugung genutzt und ist wichtig für Tourismus, Freizeitgestaltung und Erholung. Wasser ist aber nicht nur Lebenselixier – es kann auch großen Schaden anrichten. In Form von Starkregen und Hochwasser geht von ihm eine Gefahr für Mensch und Eigentum aus. Hochwasser ist nach Stürmen die weltweit zweithäufigste Naturgefahr.
Allein in Österreich haben Hochwässer in den Jahren 2002–2014 zu zwölf Todesfällen und einem Schaden von rund fünf Milliarden Euro geführt. Der Klimawandel verstärkt die Gefahr durch häufigere lokale Starkregenereignisse und das Abschmelzen der Gletscher. In Österreich ist man sich dessen bewusst und investiert schon seit Jahrzehnten in Hochwasserschutz.
Vom baulichen Schutz zum integrierten Hochwasserrisikomanagement
Anfangs setzte man bei der Abwehr von Hochwasser in erster Linie auf technische Maßnahmen, wie die Regulierung von Flüssen oder die Errichtung von Dämmen und Mauern zum Hochwasserschutz. Heute sind bereits für über 95 % der Gewässerlängen in den 416 ausgewiesenen Risikogebieten weitestgehend vor Hochwasser geschützt. Sei es durch technisch-bauliche Maßnahmen, bauliche Vorsorge oder natürlichen Rückhalt. In den letzten 20 Jahren hat sich der Fokus im Umgang mit Hochwasser erweitert. Zum Schutz der Gewässer und vor den Gewässern setzt man heute auf integriertes Hochwasserrisikomanagement. Dieser Ansatz umfasst auch nicht-bauliche Maßnahmen wie die Freihaltung von Überflutungsflächen, Schaffung und Erhalt von Retentionsflächen, Planungsmaßnahmen, Hochwasservorhersage, Frühwarnsysteme und Verhaltensvorsorge. Expert:innen des Umweltbundesamts entwickeln das Risikomanagement in Projekten gemeinsam mit dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BML) und den Bundesländern weiter.
IRIS verbindet Gewässerentwicklung und Risikomanagement
Im EU-geförderten Projekt IRIS (Integrated River Solutions in Austria) wird zusammengeführt, was zusammengehört. Die Projektpartner verschränken Konzepte und Maßnahmenpläne aus der Gewässerökologie dem Umweltschutz und dem Hochwasserrisikomanagement. Statt unzähliger, sich teilweise widersprechender Einzelprojekte an Gewässern, fördern die Projektpartner eine koordinierte, räumlich übergeordnete Maßnahmenplanung für das ganze Gewässer und nutzen Synergien aus allen Bereichen. Dafür werden bis zum Jahr 2027 an sieben österreichischen Flüssen auf einer Gesamtlänge von knapp 600 Flusskilometern integrierte Planungsprozesse, sogenannte Gewässerentwicklungs- und Risikomanagementkonzepte (GE-RM), durchgeführt.
Neuland in der Flussraum-Planung
Mit diesem Planungsinstrument betritt Österreich in vielen Bereichen Neuland. Hochwasserschutz, Umweltschutz und Gewässerökologie, aber auch Nutzungen durch den Menschen werden mit Hilfe von GE-RM ganzheitlich betrachtet. Außerdem wird das Planungsinstrument für unterschiedliche Gewässertypen getestet. Dafür wurden Flüsse unterschiedlicher Größe, sowohl im alpinen Bereich als auch im Flachland, ausgewählt. Die Entscheidung ist auf sieben Pilotgewässer gefallen, bei denen dringender Handlungsbedarf, sowohl in Bezug auf das Hochwasserrisikomanagement als auch die ökologische Gewässerentwicklung, besteht: Donau in Oberösterreich inkl. Zubringer Untere Traun, Enns in Salzburg und Steiermark, Drau/Isel in Tirol, Leitha in Niederösterreich und Burgenland, Lafnitz in der Steiermark und im Burgenland und Pielach in Niederösterreich.
Für diese Pilotgewässer werden im Projekt IRIS Maßnahmenkonzepte erstellt und erste Pilotmaßnahmen umgesetzt, die sowohl die ökologischen Ziele als auch die Erfordernisse des Hochwasserschutzes für das jeweilige Gewässer berücksichtigen. Die aktive Beteiligung der Öffentlichkeit ist fixer Bestandteil der Planungsprozesse. Die Leitung des Projekts IRIS liegt beim BML. Als Projektpartner sind das Umweltbundesamt, die Bundeswasserbauverwaltungen der Länder Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol und Burgenland sowie die viadonau (Österreichische Wasserstraßen-Gesellschaft mbH) mit an Bord.
Rainman: Besser vorbereitet auf Starkregenereignisse
Extreme Niederschläge nehmen in Österreich und ganz Europa zu und treffen Städte, Dörfer und ganze Landstriche mit sehr kurzer Vorwarnzeit. Wasser-Expert:nnen des Umweltbundesamts erarbeiteten im Projekt Rainman mit Partnern aus sechs europäischen Ländern Werkzeuge und Methoden, um Schäden durch Starkregen zu reduzieren.
Dabei gilt: Vorsorge ist besser als Nachsorge. Kommunen, lokale Akteur:innen, aber auch Privatpersonen können schon heute Maßnahmen setzen, um sich auf den nächsten Starkregen vorzubereiten. Dabei hilft eine interaktive Toolbox, die auf der Rainman-Website zur Verfügung steht. Die Toolbox umfasst alle Informationen, mit denen die Risiken von Starkregenereignissen beurteilt und kartografisch dargestellt werden können. Sie bietet außerdem eine umfassende Auswahl an Maßnahmen, die helfen, Schäden zu vermeiden oder zu vermindern. Die Informationen sind auf andere Regionen übertragbar und helfen bei der Ausweisung von Starkregen-Risikogebieten, der Erstellung von Gefahrenkarten und der Planung von Maßnahmenprogrammen.
Modellregionen zeigen wie’s geht
Im Projekt Rainman werden in ausgewählten Modellregionen Prognose- und Frühwarnsysteme installiert, durch die Bürger:innen rechtzeitig gewarnt und Maßnahmen zum Schutz von Mensch und Infrastruktur ergriffen werden können. Den Umgang mit diesen Systemen und den Einsatz des neuen Kartenmaterials trainieren Behörden, Freiwilligenorganisationen und weitere Stakeholder in Schulungen für den Ernstfall. Für die Pilotregionen – in Österreich sind das Schwertberg, Leonding, Seewalchen und Graz – werden Maßnahmen erarbeitet, die im Notfall schnell und einfach anzuwenden sind. Wichtiger Erfolgsfaktor ist dabei die Zusammenarbeit mit regionalen Fachleuten, wie Stadtverwaltungen, Berufsfeuerwehren und Brandverhütungsstellen.
Das Projekt Rainman wurde vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie geleitet. Neben dem Umweltbundesamt beteiligten sich das BMLRT sowie die Ämter der Landesregierungen von Oberösterreich und der Steiermark am Projekt. Rainman wurde durch das Interreg CENTRAL EUROPE Programm gefördert.