Doppelte Wesentlichkeit für mehr Biodiversität
Auswirkungen auf die biologische Vielfalt und Abhängigkeiten von Biodiversität verstehen und effektiv steuern
Sowohl kapitalmarktorientierte KMU als auch Großunternehmen unterliegen im Rahmen der CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) einer Berichtspflicht über relevante Nachhaltigkeitsaspekte. Der Umweltstandard ESRS E4 legt dabei die Offenlegungspflichten in Bezug auf Biodiversität fest. Neben möglichen Auswirkungen auf die Biodiversität sind dabei die Abhängigkeiten von Ökosystemleistungen relevant, wie es auch das Prinzip der sogenannten doppelten Wesentlichkeit fordert.
Die zwei Dimensionen der doppelten Wesentlichkeit umfassen einerseits die Effekte von Umweltfaktoren auf die finanziellen Leistungen eines Unternehmens, andererseits umgekehrt die Auswirkungen eines Unternehmens auf die Umwelt. Das neue Methodenwerk des Umweltbundesamtes liefert eine Übersicht an praktischen Herangehensweisen zur Bewertung und Steuerung dieser betrieblichen Biodiversitätsauswirkungen und Abhängigkeiten. Es listet hilfreiche, größtenteils kostenfreien Tools auf. Eine Anwahl an Metriken und Publikationen unterstützt die Priorisierung von biodiversitätsrelevanten Bereichen im eigenen Betrieb und innerhalb der Wertschöpfungskette. Darauf aufbauend wird ein Überblick über mögliche Zielsetzungen, Maßnahmen und Kennzahlen im Themenfeld Biodiversität gegeben. Die Erfüllung regulatorischer Anforderungen kann hier für ein nachhaltiges und resilientes Geschäftsmodell einen großen Mehrwert bringen.
Die zentralen Forderungen des Standards ESRS E4 umfassen u.a.:
- die Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Unternehmenstätigkeiten und -standorten auf Biodiversität und bedrohte Arten;
- die Beschreibung der Beiträge zur Bodendegradation und Bodenversiegelung;
- die Angabe von messbaren Zielen und Auswirkungsparametern, wie Anzahl und Fläche der Standorte in oder in der Nähe von Gebieten mit schutzbedürftiger Biodiversität.
Auf Standortebene gilt es Ziele auszuarbeiten, die durch konkrete Maßnahmen erreicht werden können. Ein Maßnahmenplan kann hier auf verschiedenen Ebenen ansetzen. In erster Instanz gilt es, negative Auswirkungen zu vermeiden. Wo dies nicht möglich ist, sollte eine Verminderung erfolgen und/oder eine Wiederherstellung von Naturräumen im eigenen Wirkungsbereich, um die ökologische Integrität zu verbessern. Als letzte Möglichkeit kann eine Kompensation der negativen Auswirkungen erfolgen.
Relevante Kennzahlen über einen Zeitverlauf zu beobachten sind eine Möglichkeit SMARTe Ziele und deren Wirksamkeit zu überprüfen. Je nach Unternehmen können dabei unterschiedliche Kennzahlen sinnvoll sein, z.B. die Fläche, bei denen die Bewirtschaftung des Ökosystems positiv verändert wurde oder die Menge verbrauchtes Wasser pro Jahr.
Jede engagierte Handlung ist von Bedeutung, um einen Beitrag zur Eindämmung der Biodiversitätskrise zu leisten.
Eva Hatzl, Expertin im Umweltbundesamt und Co-Autorin des Berichts: „Der Schutz der Biodiversität ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit und stellt uns vor die Frage: Wie wollen wir unseren Planeten für die zukünftigen Generationen hinterlassen? Jede engagierte Handlung ist von Bedeutung, um einen Beitrag zur Eindämmung der Biodiversitätskrise zu leisten.“
Die Auswirkungen des eigenen Unternehmens auf die Biodiversität effektiv zu verringern kann herausfordernd in der unmittelbaren Umsetzung sein, bietet aber mittel- und langfristig einen großen Mehrwert in der zukunftsorientierten Unternehmensführung. Biodiversitätsbezogene Risiken können minimiert, Vertrauen für Investoren und Geschäftspartner geschaffen und die Reputation verbessert werden. Im Besonderen ist es aber angesichts des rasant voranschreitenden Artensterbens und der zunehmenden Verschlechterung des Zustands der Ökosysteme wesentlich, dass Unternehmen ins Handeln kommen und einen engagierten Beitrag zum Schutz der Biodiversität zu leisten.
Links:
Betriebliche Biodiversitätsbewertung
Biologische Vielfalt systematisch managen: Umweltmanagementsystem EMAS