Ressourcen schonen, Kreislaufwirtschaft stärken
Nachlese zur Re-source 2023, der größten Fachtagung für nachhaltiges Ressourcenmanagement im deutschsprachigen Raum
Österreich hat einen überdurchschnittlich hohen Ressourcenverbrauch. Im Jahr 2023 wurden bereits am 6. April die Menge an natürlichen Rohstoffen verbraucht, die für das ganze Jahr zur Verfügung steht. Wie sich dieser hohe Verbrauch eindämmen lässt, war eines der Themen der Fachtagung Re-source von 4.-5. Mai 2023 in Salzburg. Im Fokus stand auch, wie Ressourcen nachhaltiger genutzt und die ökologischen und ökonomischen Potenziale der Kreislaufwirtschaft gehoben werden können.
Die Themen reichten dabei von Ressourcenschonung in der Bauwirtschaft über die Stärkung des Kunststoffrecyclings bis hin zu zirkulären Textilien, der Vermeidung von Lebensmittelabfällen und nachhaltigen Konsummustern. Teilnehmer:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, NGOs und Verwaltung diskutierten über Trends und politische Weichenstellungen für ressourcenschonendes Wirtschaften und Leben in Österreich, Deutschland und der Schweiz.
Nachhaltiger bauen
Der Bausektor verursacht fast 2/3 des österreichischen Abfallaufkommens und ist besonders ressourcenintensiv. Die Bauwirtschaft ist daher gefordert, vermehrt kreislauffähige Gebäude zu errichten, die sich einfach warten, lange nutzen und am Ende der Lebensdauer für Wiederverwendung und Recycling rückbauen lassen. Social Urban Mining leistet dazu einen wichtigen Beitrag, wie Markus Meissner von BauKarussell aufzeigte. Das österreichische Startup verbindet erfolgreich verwertungsorientierten Rückbau mit sozialem Engagement und legt dabei den Fokus auf Re-Use von Bauteilen aus dem Gebäudeabbruch. Jedes einzelne Bauelement, vom Bodenbelag über den Kabelschacht bis hin zum Treppengeländer, wird Stück für Stück erfasst und so möglichst wiederverwendet.
Ergänzend dazu braucht es Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen im Baubereich, erläuterte Cornelia Stettler von CarboTech AG. Sie ist Mitautorin der Schweizer Studie “Klimapositives Bauen – Ein Beitrag zum Pariser Absenkpfad“, die unterschiedliche Strategien zur CO2-Reduktion beim Bauen beleuchtet und daraus Handlungsempfehlungen für Bauherr:innen, Planer:innen und Architekt:innen ableitet. Sie reichen von Hebeln in der Projektentwicklung über die Auswahl der Baumaterialien bis hin zum Recycling von Bauteilen.
Anders konsumieren
Für nachhaltigen Konsum ist es wichtig, wo möglich und sinnvoll, regionale, sozial nachhaltig produzierte, langlebige und reparierbare Produkte zu nutzen. Die Initiative „Buy Good Stuff – Fair Fashion Einkaufsratgeber“ hat dafür einen öko-fairen Shopping Guide entwickelt, der Tipps für den Kauf nachhaltiger Textilien in 12 deutschen Städten liefert. Elisabeth Hackspiel-Mikosch vom netzwerk mode textil e.V. betonte in Ihrem Vortrag, wie wichtig es ist, modeorientierte Kund:innen zum nachhaltigen Konsum von Kleidung anzuregen, den Modehandel für das Thema zu sensibilisieren und Studierenden ihre Verantwortung als zukünftige Führungskräfte in der Modebranche vor Augen zu führen.
Ein neues digitales Angebot für Konsument:innen im Bereich der Wiederverwendung bietet die österreichische Online-Shopping-Plattform WIDADO. Sie schafft nicht nur ein vielfältiges Second Hand Angebot, sondern auch Beschäftigung für am Arbeitsmarkt benachteiligte Menschen. Die Plattform vermittelt rund 20.000 gebrauchte Produkte in verschiedenen Kategorien wie beispielsweise Kleidung & Schuhe, Haushalt & Möbel oder Bücher & Medien, sichert faire Arbeitsplätze und unterstützt gemeinnützige Projekte.
Abfall vermeiden
In Österreich fallen jährlich rund 1,2 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle an, mehr als die Hälfte davon in Haushalten. Dabei gibt es neue Lösungen für Vermeidung und Umgang mit Lebensmittelabfällen. Bei der Re-source 2023 standen vor allem Lösungen für private Haushalte, den Handel und die Weitergabe an soziale Einrichtungen im Fokus. Josef Känzig vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) unterstrich die Bedeutung der Zusammenarbeit aller Akteur:innen entlang der Wertschöpfungskette mit der Politik. Er präsentierte den Schweizer Aktionsplan gegen Lebensmittelverschwendung, der auch eine branchenübergreifende Vereinbarung zwischen Gastgewerbe, Vertrieb, verarbeitender Industrie und Landwirtschaft zur Reduktion der Lebensmittelverluste umfasst.
Zusammenarbeit ist auch bei der Stärkung der Kreislaufwirtschaft in Österreich gefragt. Ziele, Instrumente und Maßnahmen dafür sind in der nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie festgelegt. Sie zeigt, wie es gelingen kann, den Wandel in eine resiliente nachhaltige, klimaneutrale und zirkuläre Wirtschaft und Gesellschaft zu gestalten.
Links
Re-source2023 - Konferenz-Webseite