Kreislaufwirtschaft im Bausektor
Kreislaufwirtschaft ist mehr als Material-Recycling oder Rückbau von Gebäuden. Sie beginnt bei der Planung, in der festgelegt wird, ob beim Bauen Ressourcen geschont und langlebige Bauwerke geschaffen werden, die auch flexible Nutzungen erlauben. Welche Hürden und Hebel es gibt, um Materialien möglichst lange zu nutzen und die Bau- zur Kreislaufwirtschaft umzubauen, zeigt eine neue Studie des Umweltbundesamts im Auftrag des Klimaschutzministeriums.
Der Bausektor hat einen hohen Ressourcenverbrauch und verursacht fast 2/3 des österreichischen Abfallaufkommens: Im Jahr 2020 entfielen rund 16 % des Abfallaufkommens in Österreich auf Bau- und Abbruchabfällen und knapp 60 % auf Aushubmaterialien. Umso wichtiger ist es, vermehrt kreislauffähige Gebäude zu errichten, die sich einfach warten, lang nutzen und am Ende der Lebensdauer für ein hochwertiges Recycling rückbauen lassen. Der Planungsaufwand für kreislauffähige Gebäude ist zwar im Allgemeinen höher, rechnet sich aber bei Instandhaltung und Sanierung sowie am Ende der Lebensdauer.
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler dazu: „Wir müssen mit unseren natürlichen Ressourcen wesentlich sorgsamer umgehen. Gerade im Bausektor braucht es dafür eine gute Planung bei Neubauten, die von Beginn an auf Langlebigkeit setzen und das Recycling am Ende der Lebensdauer mitplanen. Bestehende Gebäude müssen wir länger nutzen und nachhaltig sanieren. Das spart wertvolle Ressourcen, ist gut für das Klima und reduziert das Abfallaufkommen.“
Kreislaufwirtschaft ist mehr als Material-Recycling oder Rückbau von Gebäuden.
Die Praxis zeigt, dass mit geeigneten planerischen Methoden der Einsatz von Rohstoffen bereits in der Objektplanung verringert werden kann. Die Wahl der Materialien und die Konstruktion sind entscheidend für die Qualität eines Gebäudes als robuste weiter-nutzbare Struktur oder urbanes Stoff- und Materiallager. Auch die Bauausführung hat großen Einfluss auf den Ressourcenverbrauch, z.B. durch Aushubverwertung vor Ort.
Wie die einzelnen Bauphasen ressourcenschonend gestaltet werden können und welche Schlüsselbereiche dazu beitragen können, haben die Expert:innen des Umweltbundesamts im Dialog mit Vertretenden aus Bauwesen, Architektur, Baustoffrecycling und Bauträgerschaft analysiert. Die gesammelten Good-Practise-Beispiele zeigen, welche tragfähigen neuen Geschäftsmodelle es gibt, wie Stoffströme im Bausektor in die richtigen Bahnen gelenkt werden können und welche Anreize es braucht, um Sanieren attraktiver zu machen und Planung zu fördern, die flexible Nutzungen ermöglicht.
Kreislauf Bau Wirtschaft
Kreislaufwirtschaft beginnt mit integraler Planung, zum Beispiel durch den Einsatz von recyclingfähigen Baustoffen in Systembauweise, bei der über die spätere Rückbaubarkeit entschieden wird. Als Entscheidungshilfe für die nachhaltige Planung von Gebäuden kann eine umfassende Ökobilanz (life cycle assessment, LCA) dienen, in die End-of-Life- und kreislaufwirtschaftliche Parameter einfließen. Das Gebäude sollte dabei neben der eigentlichen Nutzungsbestimmung auch als Materiallager betrachtet werden. Eine integrale Planung, idealerweise unterstützt durch Building Information Modeling (BIM), erfasst und dokumentiert die relevanten Informationen über den ganzen Lebenszyklus. Durch ein smartes Management der Stoffströme auf der Baustelle kann zudem Abfall reduziert werden. Mehr Transparenz kann auch ein verpflichtender Materialpass für Gebäude schaffen.
Die wichtigsten Hebel für mehr Ressourcenschonung am Bau sind eine verlängerte Lebensdauer durch Umnutzung bestehender Gebäude, die Entwicklung neuer Verwertungstechnologien und Fügeverfahren sowie die Weiterentwicklung von BIM und eines materiellen Gebäudepasses. Auch die Wissensvermittlung in Aus- und Weiterbildung und Leuchtturmprojekte tragen dazu bei. Beispiele für die Umnutzung von Gebäuden aus Wien, Linz und Graz oder für neue Bestelltools für Baustellen, die Kosten für Transport und Logistik reduzieren dienen als Wegweiser für nachhaltiges Bauen.
Damit Kreislaufwirtschaft im Bausektor umgesetzt wird und Gebäude dauerhaft und effizient genutzt werden, braucht es ein Umdenken, rechtliche Vorgaben und die Zusammenarbeit aller Baubeteiligten.