Kernkraftwerk Paks II Seismik
Timeline
The following events took place between the austrian and hungarian side since 2021 related to issues in connection with seismisc related issues of the npp Paks II site (status July 2024):
- May 2021: NPP PAKS II Paleoseismological assessment of the Siting Report and the Site License with respect to fault capability [includes questions to HAEA]
- February 2022: Workshop on the PAKS II site characteristics, Budapest
- November 2022/Dezember 2023: Site Visit Paks and Bilateral Meeting Budapest
- January 2023: Second Hungarian – Austrian Bilateral Professional Workshop on the Paks II Site Conditions, Budapest
Workshop January 23, 2023
On January 23, 2023 an additional workshop took place in Budapest.
The Austrian Team of Experts presented its reply to a written contribution by the hungarian side and draw the following conclusions:
Based on the information obtained at the second bilateral workshop on the Paks II location on February 25, 2023, in Budapest, the EAA experts reiterate their earlier assessment that the geological and geophysical data of the Geological Site Report and the Site Safety Report on Paks II NPP are not sufficient to reliably exclude the potential of a permanent surface displacement (fault capability) at the site.
Contrary to international guidance and safety requirements (IAEA, WENRA) as well as internationally practiced recommended routines in paleoseismological investigations, the presently available data do not show the breadth and depth necessary to back up the provided assessments of fault capability and seismic hazard.
New data confirming faulting at the Paks II building site was presented by representatives of Paks II Zrt at the meeting. Their presentation demonstrated new geological data acquired at the site after the Geological Site Investigation Program (Agenda Item 3). Data included a detailed geological profile constructed from new borehole data that proved the existence of a steeply dipping fault cutting the Pannonian strata in the subsurface of the Paks II building site. The profile did not show offset of the overlying Quaternary sediments, and the timing constraints did not allow to further investigate this topic. The apparent non-existence of a fault cutting Quaternary strata is crucial with respect to the assessment of fault capability. The interpretation of the lack of a Quaternary fault may, however, be rooted in an artefact of the investigation setup, because the spacing of drill holes and, therefore, the recording of stratal continuity or stratal disruption by faulting may not have been sufficiently dense to image faults in Quaternary sediments; this would particularly apply if the fault plane affecting the Pannonian units dips steeply (i.e., a normal fault) or if the fault is an integral part of a steeply dipping strike-slip system of the Dunaszentgyörgy-Harta fault zone (DHFZ). The relevance of a correct interpretation of this setting is evident if the S-wave reflection profiles Pa-21-S and Pa-22-S are taken into account, which undeniably show faults that do not terminate at the Pannonian-Quaternary boundary, but continue upward into the Quaternary sediments, and thus constitute potential capable faults.
Given the kinematic history of the DHFZ and the offsets of Quaternary sediments recorded along other faults in the region it is likely that similar small offsets at decimeter scale cannot be detected in geological profiles constructed solely with borehole information. Likewise, offsets in Quaternary sediments would be virtually impossible to verify by drilling if the Quaternary kinematic style has been characterized by strike-slip faulting. In combination with the currently available database this uncertainty could only be resolved by paleoseismological trenching.
The EAA experts consequently reiterate their suggestion to consider comprehensive paleoseismological investigations of the excavation pit with the aim to prove the non-existence of capable faults below the future base mats of the reactor buildings and other safety-related engineered structures. Such decision would be a way forward toward a better overall understanding of the site, and it would be in line with IAEA, WENRA, national requirements in other countries, and the current state of science and technology.
In light of these assessments the EAA Experts strongly recommend that BMK continue dialogue on the Paks II site conditions and a renewal of geological and paleoseismological observations.
Expert Report Workshop January 2023 (Englisch)
Presentation Austria January 2023 (Englisch)
Workshopbericht Paks II Seismik (Stand November 2022)
Am 15. Februar 2022 fand in Budapest ein Ungarisch-Österreichischer Bilateraler Fachworkshop zu offenen Fragen in Zusammenhang mit dem vorgesehenen Standort des Kernkraftwerkes Paks II statt.
Die im Rahmen des Workshops bzw. danach erhaltenen Antworten werden in gegenständlichen Bericht bewertet und es werden Empfehlungen zu den weiterhin als offen zu betrachtenden Fragen vorgestellt.
Der Workshop befasste sich insbesondere mit Fragen zur Eignung des Standorts Paks II für ein Kernkraftwerk (KKW). Geologischen Daten weisen auf ein System strukturell zusammenhängender, von SW nach NO verlaufender aktiver Verwerfungszonen in der der näheren Region und der Umgebung von Paks, einschließlich der Dunaszentgyörgy-Harta Störungszone (DHFZ), die direkt unter dem Standort Paks II und dem bestehenden KKW verläuft, hin. Zu den Beweisen für aktive Verwerfungen gehören verwerfende Sedimente aus dem Quartär, geomorphologische geomorphologische Merkmale und paläoseismologische Beweise für starke Erdbeben an etwa 14 Orten. Von diesen Daten sind vor allem die Ergebnisse aus der Paläoseismologischen Begrabung Pa-21-II, der an einem Verzweigungsarm der Dunaszentgyörgy-Harta-Störungszone (DHFZ) ausgehoben wurde, etwa 0,7 km vom bestehenden KKW Paks und 1km vom Standort Paks II entfernt. Diese Begrabung deckte 12 oberflächendurchbrechende Verwerfungen auf, die die offenbar bei zwei separaten oberflächendurchbrechenden Erdbeben vor etwa 20.000 und 19.000 Jahren vor heute entstanden sind.
Diese Verwerfungen sind Teil der DHFZ, streichen in den Standort Paks hinein und zeigen Anzeichen von wiederholten und bedeutenden Oberflächenverschiebungen, die während den letzten etwa 20.000 Jahren aufgetreten sind.
Die Frage der Oberflächenverschiebung ist von besonderer Bedeutung, da die Regulatorische Anforderung 7.3.1.1100 lt. ungarischem Regierungserlasses Nr. 118 von 2011 festlegt: "Wenn das Potenzial des Auftretens einer dauerhaften Oberflächenverschiebung wissenschaftlich nicht zuverlässig ausgeschlossen werden kann und die Verschiebung die kerntechnische Anlage beeinträchtigen kann, ist der Standort als ungeeignet einzustufen."
Die im Rahmen des Workshops bzw. nachfolgend übermittelten Informationen, führten zu folgenden Schlussfolgerungen:
- Die technischen Präsentationen der ungarischen Expert:innen konzentrierten sich fast ausschließlich auf historische und instrumentelle Seismizitätsdaten und deren Interpretation. Die österreichischen Expert:innen halten die vorgelegten Daten für unzureichend um eine Bewertung der Störungsfähigkeit zu ermöglichen.
- Die österreichischen Expert:innen bestätigen ihre Schlussfolgerungen zur Existenz von fähigen Verwerfungen in der Nähe des Standorts Paks. Diese fähigen Verwerfungen, die im geologischen Standortbericht detailliert beschrieben und teilweise in der paleoseismologischen Graben PA-21-II ausgegraben wurden, sind Teil der Dunaszentgyörgy-Harta-Verwerfungszone, ihr Streichen setzt sich bis in das Gelände fort, und sie zeigen Hinweise auf wiederholte, bedeutende Oberflächenverschiebungen während der letzten ca. 20.000 Jahren.
- Die während des bilateralen Workshops gelieferten Informationen und die Antworten auf die österreichischen Fragen reichen nicht aus, um diese Schlussfolgerungen zu revidieren.
- Die Gefahr der Störungsfähigkeit ist derzeit nicht zuverlässig auszuschließen.
- Die verfügbaren paläoseismologischen (Graben-)Daten sind nicht ausreichend um die Existenz von fähigen Verwerfungen am Standort Paks II auszuschließen. Für eine umfassende Beurteilung auch anderer Strukturen der Dunaszentgyörgy- Harta Harta-Verwerfungszone mit vermuteten oberflächennahen Verwerfungen müssen für eine umfassende Beurteilung weiter erkundet werden.
- Um die Störungsfähigkeit des Standortes zuverlässig zu beurteilen, ist es wichtig, die Beobachtungszeiträume möglicher seismogener Oberflächenverwerfungen über den Erfassungsbereich der historischen und instrumentellen Erdbebendaten zu erweitern. Im Einklang mit der internationalen wissenschaftlichen Praxis, den WENRA-Anforderungen und den IAEO-Leitlinien wird die Zeitskala auf hundert- und tausendjährige Beobachtungszeiträume zwingend erforderlich die Anwendung eines paläoseismologischen Ansatzes, insbesondere in einer Intraplattenumgebung wie Ungarn, angesehen.
- Daher empfehlen die österreichischen Expert:innen dringend eine paläoseismologische Dokumentation der Baugrube für das KKW Paks II. Es empfiehlt, dass die HAEA einen behördlichen Bescheid erlässt, der gezielte paläoseismologische der Baugrube zu verlangen, da eine aussagekräftige paläoseismologische Dokumentation während der normalen Aushubarbeiten nicht möglich ist. Belastbare Daten können nur durch eine gründlich gereinigte Grabungsoberfläche und strenge stratigraphische und strukturelle Aufzeichnungen, die bei routinemäßigen Erdarbeiten nicht Erdarbeiten nicht zu erwarten ist. Es muss bei Ausgrabungen ausreichend Zeit eingeplant werden um gute Aufschlussbedingungen zu schaffen und die Profile ausreichend detailliert zu dokumentieren.
- Um den bilateralen Expert:innendialog fortzusetzen und zu intensivieren, schlugen die österreichischen Delegierten vor, den österreischen Expert:innen die Erlaubnis zu erteilen, offene Baugruben auf dem Gelände von Paks II Standort zu besichtigen. Die ungarischen Delegierten reagierten positiv auf diesen Vorschlag.
Workshop KKW Paks II Februar 2022
Im Rahmen des bilateralen Nuklearexpertenabkommens fand im Februar 2022 ein Workshop bei der ungaischen Atomaufsicht (HAEA) statt. Im Rahmen des Workshops wurden die aufgeworfenen Fragen diskutiert. An dem Workshop nahm auch Stephane Baize, ein Experte der französischen Fachinstitutionen IRSN, als unabhängiger Beobachter teil. Nach dem Workshop wurde ein Zwischenbericht erstellt, der der HAEA zugeleitet wurde.
Nachfolgend sind ausgewählte Präsentationen und der Zwischenbericht veröffentlicht.
Seitens Ungarn wurde nach Veröffentlichung der Verlängerung des Standortbescheides für das KKW Paks II Antworten auf die in der Studie vom Mai 2021 aufgeworfenen Fragen übermittelt, die aktuell Gegenstand der Erarbeitung eines Konsultationsberichtes sind. Hierin wird auch auf die im neuen Standortbescheid zitierten neuen ungarischen Gutachten eingegangen werden.
Präsentation Decker Februar 2022 (Englisch)
Präsentation Stephane Baize (IRSN) (Englisch)
Zwischenbericht Februar 2022 (Englisch)
Gutachten zur Erdbebengefährdung des Standortes Paks
Da Erdbeben, wenn sie die Auslegung eines Kernkraftwerken (KKW) überschreiten, zu verheerenden Auswirkungen führen können, ist der Erdbebengefährdung von KKW-Standorten und der seismischen Auslegung von KKW große Aufmerksamkeit zu widmen. Zentral ist dabei die Frage, ob Beben welcher Stärke in welchen Zeiträumen zu erwarten sind.