Nachhaltiger Mehrwert für die Landwirtschaft
In der Landwirtschaft eröffnet die Digitalisierung nicht nur bei der Produktion neue Perspektiven für Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung. Sie optimiert auch Vermarktung, Kundenkommunikation und Qualitätssicherung. Ökologische Verantwortung darf aber nicht an Algorithmen delegiert werden.
Instrumente und Konzepte der Digitalisierung werden in der Landwirtschaft schon länger genutzt:
- Robotik und Automation werden etwa – in oft sensorgesteuerten – Maschinen angewendet, die landwirtschaftliche Tätigkeiten erleichtern und effektiver gestalten.
- Precision farming ermöglicht die zielgenaue Anwendung von Betriebsmitteln auf Basis der genauen Messung dafür relevanter Parameter. Beispiele sind Spurhalte-Assistenzsysteme, Teilbreitensteuerung bei der Feldbearbeitung und die Überwachung von Körperfunktionen (Gesundheit, Brunst) bei Nutztieren.
- Smart farming bringt Vernetzung und Management von Informationen und Prozessen, um Entscheidungen in der Betriebsführung zu unterstützen und Tätigkeiten und Verfahren automatisch zu dokumentieren.
Über die Urproduktion hinaus kann die Landwirtschaft Digitalisierungstechnologien auch für logistische Aufgaben, Vermarktungszwecke, Kundenkommunikation und Qualitätssicherung einsetzen.
Mehr Erfolg durch Qualität
Die Nachverfolgbarkeit von Lebensmitteln („Food traceability“) spielt am Lebensmittelmarkt – etwa mit Blick auf Regionalität oder biologische Produktionsstandards – eine bedeutende Rolle. Höhere Preise zu erzielen ist dann möglich, wenn die Höherwertigkeit der Erzeugnisse nachweislich gegeben ist.
Eindeutige Identitätsmarkierungen, die als NFC- oder RFID-Chips1 untrennbar mit dem Produkt verbunden sind, schaffen dafür die notwendige Sicherheit. Der gesamte Herstellungsprozess und der Transportweg können dadurch transparent dokumentiert werden. Um gleichzeitig Datenschutz und Betriebsgeheimnisse zu wahren, bietet die Blockchain-Technologie neue Möglichkeiten zur Speicherung der Informationen und Steuerung des Zugriffs.
Der Einsatz dieser Technologien unterstützt auch den Erfolg der Lebensmittelproduktion und -veredelung auf globalen Märkten, auf denen nachhaltige Produktionsweisen nachgefragt werden. Die Nutzung digitaler Instrumente zur Dokumentation unterschiedlicher Produktqualitäten fordert und fördert die Kommunikation zwischen ProduzentInnen, Handel und KonsumentInnen über Produktionsbedingungen und deren Folgen.
Nachhaltigere Produktion durch bessere Ressourcennutzung
Digitale Technologien ermöglichen es der Landwirtschaft, den Betriebsmitteleinsatz präzise an den jeweiligen Standort anzupassen und dadurch insgesamt zu reduzieren. Kostengünstige Roboter zur präzise gesteuerten mechanischen Bestandspflege können künftig auch chemischen Pflanzenschutz ersetzen. Der Wasserverbrauch kann bedarfsgesteuert reduziert werden. Digitales Flottenmanagement und optimierte Koordination des Maschineneinsatzes (zum Beispiel bei der Ernte) gewährleisten effektive Transportfahrten mit verringertem Energieverbrauch. Eine kritische Auswirkung von Precision farmingkann jedoch in einer betriebswirtschaftlichen Optimierungstendenz bestehen, die ökologischen Nischen keinen Raum mehr lässt.
Tierwohl fördern
In der Tierhaltung können smarte Technologien das Herdenmanagement verbessern und individuelle Betreuung auch bei größeren Beständen ermöglichen. Die Früherkennung von Verhaltensauffälligkeiten, Krankheiten oder Brunst fördert das Tierwohl und kann den Einsatz von Medikamenten reduzieren. Die automatisierte Versorgung und Lokalisierung der Tiere ermöglicht zudem Haltungsformen, die dem artgemäßen Verhalten der Nutztiere besser entsprechen.
Ökologie braucht Verantwortung
Informationsdienste und Entscheidungsunterstützung sind in der Landwirtschaft weit verbreitet. Die Digitalisierung bringt eine Erfassung, Verarbeitung und Verknüpfung von Daten in bisher unbekanntem Ausmaß. Ihre Verarbeitung erfolgt durch Algorithmen, die damit Fachwissen „automatisieren.“ Die landwirtschaftliche Kernkompetenz der ständigen Beobachtung und Interpretation der natürlichen Systeme kann dadurch nicht ersetzt werden. Die Verantwortlichkeit der Landwirtschaft für ökologische Zusammenhänge muss auch bei der Nutzung digitaler Entscheidungssysteme gesichert bleiben.