Status und Trends

Die Umweltbundesamt-Studie Insekten in Österreich beleuchtet Artenzahlen, Bedeutung, Status und Bestandstrends. Die Ergebnisse zeigen, dass viele Insektengruppen massiv gefährdet sind.

Foto Fleckige Brutwanze
Fleckige Brutwanze

In der Roten Liste der Tagfalter Österreichs sind 52 % aller Arten als gefährdet eingestuft, bei den Heuschrecken 57 % und bei den Libellen 67 % (Daten aus 2005 und 2006). Auch wenn für viele Insektengruppen keine aktuellen Gefährdungsanalysen vorliegen, zeigen die vorhandenen Bearbeitungen übergeordnete Bedrohungsbilder.

Besonders gefährdet sind Insektenarten an den Trockenstandorten Ostösterreichs, an den Ufern von Fließgewässern, auf Feuchtwiesen, Mooren und Quellen.

Foto Libelle Spitzenfleck
Spitzenfleck

Insektensterben

Rückgänge von Insektenpopulationen werden seit Jahrzehnten dokumentiert. Mit der „Krefeld-Studie“ im Jahr 2017 rückte der Entomologische Verein Krefeld zuletzt das Thema in den Fokus der Wissenschaft und der Öffentlichkeit. Demnach hat in 63 Naturschutzgebieten Deutschlands die Insektenbiomasse in 27 Jahren um 76 % abgenommen. Andere Studien haben diesen Trend in der Folge bestätigt und bekräftigt.

Während früher nur anspruchsvolle, spezialisierte Insektenarten als gefährdet angesehen wurden, legt die „Krefeld-Studie“ nahe, dass auch häufige und weit verbreitete Arten von einem Rückgang betroffen sind.

Insektensterben ist ein komplexes und multifaktorielles Phänomen. Der Mangel an Langzeituntersuchungen erschwert die Analyse der Ursachen. Zu den wesentlichen Faktoren zählen:

  • Verlust an Lebensraum
  • Verschlechterung der Lebensraumqualität, insbesondere durch Verlust von Lebensraumstruktur
  • Eintrag von Insektiziden
  • Schadstoffeinträge, insbesondere flächendeckende Stickstoffeinträge
  • Klimawandel
  • Lichtverschmutzung
  • Ausbreitung gebietsfremder Arten
  • Fragmentation der Landschaft und damit verbunden ein Ungleichgewicht von lokalen Aussterbens- und Wiederbesiedlungsraten

Indizien, wie Rote Listen und lokale Studien, bestätigen die in der „Krefeld-Studie“ beschriebenen Rückgänge für Österreich. Auch die übergeordneten Faktoren sind auf Österreich übertragbar.

Foto Purpurroter Schnellkäfer
Purpurroter Schnellkäfer

Maßnahmen

Naturschutzmaßnahmen gegen das Insektensterben sind seit vielen Jahren in Kraft. Seit den 1980er-Jahren wurden sechs Nationalparks in Österreichs etabliert, die knapp drei Prozent der Landesfläche umfassen und wesentliche Teile der österreichischen Biodiversität unter Schutz stellen. Mit dem europäischen Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 wurde ein Werkzeugkasten geschaffen, der u. a. Flächenschutz, Eingriffsregelungen und Monitoringprogramme zur Bewahrung ausgewählter Arten und Lebensräume umfasst. Das Österreichischen Programm zur Umweltgerechten Landwirtschaft (ÖPUL) will die Auswirkungen einer intensiven Landnutzung abmildern und kompensieren.

All diese Maßnahmen sind aber noch nicht ausreichend umgesetzt, um den Insektenrückgang zu stoppen. In einem Konsultationsverfahren mit InteressensvertreterInnen werden derzeit Maßnahmen ausgearbeitet und diskutiert. Diese sollen in einem „Aktionsplan Insektenvielfalt“ gebündelt werden, der für verschiedene NutzerInnengruppen Anleitungen und Informationen für insektenfreundliches Handeln im jeweiligen Wirkungsbereich zur Verfügung stellen soll.