Human Biomonitoring in Österreich
Menschen nehmen Chemikalien aus der Umwelt, durch den Verzehr von Lebensmitteln, beim Gebrauch von Konsumgütern und am Arbeitsplatz auf. Durch Human Biomonitoring kann die Belastung einzelner Personen oder Bevölkerungsgruppen mit Schadstoffen erkannt werden. Der erste Bericht der österreichischen Plattform für Human Biomonitoring als nationales Beratungsgremiums des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) präsentiert die Fortschritte, Erkenntnisse und Tätigkeiten und fasst die wichtigsten Studien der vergangenen Jahre zusammen.
Gesundheitsbezogene Umweltbeobachtung
Human Biomonitoring dient als Werkzeug zur gesundheitsbezogenen Umweltbeobachtung. Dabei werden Harn, Blut, Nabelschnur, Muttermilch, Plazenta, Haare oder Gewebe des Menschen mittels chemischer Analytik untersucht. Neben der Schadstoffbelastung können auch die durch die Schadstoffe ausgelösten biologischen Wirkungen erhoben werden. Die gewonnenen Daten lassen Rückschlüsse darauf zu, wie effektiv und erfolgreich gesetzliche Regelungen sind, zum Beispiel Beschränkungen und Verbote von bestimmten Schadstoffen.
Darum veröffentlicht das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) unter Einbeziehung des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) alle zwei Jahre einen detaillierten Bericht. Dies hilft nicht nur Maßnahmen zu evaluieren, es trägt auch dazu bei, neue und nachhaltige Ansätze zu entwickeln.
Phthalate, POPs und PFAS
So konnte beispielsweise gezeigt werden, dass gerade jüngere Schulkinder mit Phthalaten, die als Kunststoffweichmacher eingesetzt werden, belastet sind und diese Belastung negative Wirkungen auf die Gesundheit haben könnte. Diese und vergleichbare Daten aus europäischen Ländern haben zu einem weiteren Verbot dieser Stoffe auf europäischer Ebene geführt.
Muttermilch wurden im Rahmen einer Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO auf persistente organische Schadstoffe (POPs) untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die nationale Belastung mit polychlorierten Dioxinen und polychlorierten Biphenylen (PCBs) in den letzten 20 Jahren um ein Vielfaches abgenommen hat – ein Beweis für die Wirksamkeit der internationalen Stockholm-Konvention über persistente organische Schadstoffe. Diese sind langlebig in der Umwelt, reichern sich in der Nahrungskette an und können hormonschädigende und toxische Wirkungen haben.
Auch neue, problematische Stoffgruppen wie perfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) wurden im Rahmen nationaler Untersuchungen nachgewiesen. PFAS sind global und EU-weit eine prioritäre Stoffgruppe, deren Umweltkonzentrationen aber auch Belastungen in Nahrungsmitteln und im Menschen unerwünscht sind. PFAS können in allen Müttern und ihren Neugeborenen nachgewiesen werden.
Auch Gifte von Schimmelpilzen werden im Rahmen von Human Biomonitoring untersucht. Kürzlich wurde eine hochsensitive Methode entwickelt, die ermöglicht Gifte von Schimmelpilzen aus der Nahrung im Menschen nachzuweisen, dies wird von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit empfohlen um das tatsächliche Ausmaß der Belastung zu bestimmen.
Europas größte Initiative im Human Biomonitoring
Der Bericht stellt auch die europäische HBM4EU Initiative vor, an der 27 EU Mitgliedsstaaten und 3 assoziierte Staaten teilnehmen. Ein wichtiges Ziel von HBM4EU ist es, Brücken zwischen Wissenschaft und Politik zu bauen, um sicherzustellen, dass die Erkenntnisse aktiv an politische EntscheidungsträgerInnen weitergegeben werden. Dadurch sollen gezielt politische Maßnahmen ergriffen werden, um die Exposition von Menschen gegenüber Schadstoffen zu reduzieren und die Wirksamkeit der bestehenden Chemikalien Gesetzgebung zu bewerten.
Plattform Human Biomonitoring
Geleitet wird die seit 2007 unter der Schirmherrschaft der Abteilung Chemiepolitik und Biozide (BMK) gegründete Plattform vom Umweltbundesamt. Zu den Mitgliedern zählen ExpertInnen aus Verwaltung und Wissenschaft – neben Umweltbundesamt und BMK, die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit AGES, die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt AUVA, das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, das Bundesministerium für Arbeit, Jugend und Familie, die Gesundheit Österreich GmbH, die Medizinische Universität Graz, die Landessanitätsdirektion – Gesundheitswesen Steiermark, die Medizinische Universität Innsbruck, die Medizinische Universität Wien, UMIT – Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik GmbH und die Universität Wien. Weitere assoziierte Mitglieder sind die Ärztekammer sowie die Landessanitätsdirektion Salzburg.