Im Interview: Franz Chalupecky von ABB

"Die Digitalisierung ist ein natürlicher Prozess, der mit der zunehmenden Automatisierung in der Industrie Hand in Hand geht und zu weiterer Produktions- und Effizienzsteigerung führt." 

Foto Franz Chalupecky
Ing. Franz Chalupecky, Vorstandsvorsitzender der ABB AG in Österreich

Welche Herausforderungen einer digitalisierten Industrie sind für Sie die wichtigsten?

Chalupecky: Die Digitalisierung ist ein Prozess, der sich über viele Jahre entwickelt hat. In meiner jahrzehntelangen Tätigkeit in der Industrie, insbesondere in der Zulieferindustrie hat es kein Jahr gegeben, in dem wir nicht die Produktivität und die Effizienz gesteigert und den Energieverbrauch reduziert haben. Die neuen digitalen Technologien dienen ebenfalls diesem Zweck. Mit Schlagworten wie zum Beispiel ‚Industrie 4.0’ hat sich zum Teil nur die Terminologie verändert.

In welchen Bereichen von Industrie 4.0 sehen Sie die größten Veränderungen
und Chancen?

Chalupecky: ABB ist auch im Bereich "Virtualität" tätig. Wenn Sie beispielsweise ein Ortsnetz in einer Gemeinde planen, können Sie das heute mit einer virtuellen Brille machen. Oder Sie simulieren eine Schaltanlage oder ein Umspannwerk und machen eine virtuelle Inbetriebnahme. Dann greifen Sie in den operativen Prozess gar nicht mehr so tief ein, die Produktion läuft weiter und Sie behindern die Betriebsführung nicht. Intelligente Maschinen und autonomes Fahren werden sich sicherlich durchsetzen. Maschinelles Lernen, Artificial Intelligence und Big Data Management wirken von den verschiedenen Seiten auf das Gesamtsystem Industrie 4.0 als Prozess ein. Auch in den Bereichen Cloud Computing, Cybersecurity, 5G-Installationen, Blockchain-Technologie sind wir drauf und dran, uns zu entwickeln. ABB Ability eröffnet unseren Kunden Zugang zu den attraktiven Möglichkeiten des industriellen Internets der Dinge. So schließt sich der Kreis und entsteht in der physischen Welt echter Mehrwert für den Kunden.

In welchen Branchen sehen Sie das größte Potenzial für den Nutzen der digitalen Transformation?

Chalupecky: Quasi in allen Branchen, mit denen wir uns seitens ABB in Österreich beschäftigen; wie zum Beispiel in der Automotive- und Logistik-Branche, der Fertigungsindustrie, der Öl-, Gas- und Energiewirtschaft aber auch der Papier- und Chemie-Industrie, sehen wir noch viel Potenzial. Diesen Branchen zu helfen, noch produktiver und ökonomischer zu werden, ist das Ziel unserer Entwicklungen und auf dieses Ziel gehen unsere gesamte Produktentwicklung und Systementwicklung hin.

Was sind aus Ihrer Sicht die größten Chancen der Digitalisierung?

Chalupecky: Die größten Chancen liegen für uns in der Produktivitätssteigerung, in höherem Ertrag und verbesserter Qualität und auch in geringeren Betriebs- und Instandhaltungskosten. Damit sind auch ökologische Effekte verbunden, weil wir heute schon durch Datenanalyse die notwendigen Serviceleistungen von morgen erkennen. Wir können beispielsweise aus dem digitalen Erfahrungsschatz von rund 70 Millionen vernetzten Produkten weltweit für eine einzelne Maschine oder Anlage dem Kunden sagen, welches Service bei einer bestimmten Betriebsstundenanzahl fällig wird. Durch die maßgeschneiderte Fertigung können wir Über- oder Fehlproduktion vermeiden. Ganz wesentlich ist dabei die Koppelung der Automatisierung mit dem digitalen Prozess. Die Digitalisierung ermöglicht das effiziente Zusammenspiel der einzelnen automatisierten Maschinen.

 

ABB ist ein führendes Technologieunternehmen, das weltweit die Transformation von Gesellschaft und Industrie in eine produktivere und nachhaltigere Zukunft energisch vorantreibt. Durch die Verbindung ihres Portfolios in den Bereichen Elektrifizierung, Robotik, Automation und Antriebstechnik mit Software definiert ABB die Grenzen des technologisch Machbaren und ermöglicht so neue Höchstleistungen. ABB Ability vereint branchenübergreifendes digitales Know-how und erstreckt sich vom einzelnen Gerät über den Netzwerkrand bis hin zur Cloud.

 

Das Interview führte Umweltbundesamt-Experte für den Industriesektor Helmut Frischenschlager.