Weniger Zukunft konsumieren
Die Etablierung von nachhaltigen Konsummustern und ressourcenschonenden Lebensstilen ist eine große Herausforderung für das Erreichen der globalen Nachhaltigkeitsziele. Digitale Technologien können dafür neue Optionen eröffnen.
Österreich steht vor der Herausforderung, sein Gesamtkonsumniveau sowie den damit verbundenen Ressourcen- und Energieverbrauch langfristig zu reduzieren. Für nachhaltigen Konsum ist es wichtig, wo möglich und sinnvoll regionale, sozial nachhaltig produzierte, langlebige und reparierbare Produkte zu nutzen. Digitale Technologien bieten vielfältige Optionen, nachhaltigen Konsum zu unterstützen. Für IT-Infrastrukturen und -Geräte fallen allerdings ebenfalls hohe Energie- und Ressourcenverbräuche an.
Digitale Marktplätze
Online-Plattformen bieten bereits heute viele Möglichkeiten, unterschiedliche Alltagsgegenstände (z. B. Bohrmaschine, Auto) nicht mehr besitzen zu müssen, sondern bei Bedarf zu mieten oder gegenseitig ausleihen. Gerade im Mobilitätsbereich kann dies dazu beitragen, dass weniger Ressourcen für die Produktion von neuen Fahrzeugen benötigt werden. Voraussetzung für Energie-und Ressourceneinsparungen ist, dass Miet-Autos nur dort verwendet werden, wo öffentliche Verkehrsmittel keine Alternativen zum motorisierten Individualverkehr bieten.
Auch der Verkauf von nicht mehr selbst genutzten, aber noch brauchbaren Gegenständen ist heute über Online-Plattformen einfach möglich. Dadurch wird die Nutzungsdauer von Alltagsgegenständen verlängert. Gerade digitale Endgeräte werden oft schon nach ein bis zwei Jahren ausgetauscht, obwohl erhebliche Energie- und Ressourcenmengen für die Produktion und Entsorgung benötigt werden. Für den Weiterverkauf von Geräten ist von großer Bedeutung, dass diese robust und reparierbar sind sowie keine frühzeitige Unbrauchbarkeit des Objektes („geplante Obsoleszenz“) durch den Produzenten eingeplant wurde. Notwendige Anleitungen für Reparaturen stellen Tutorials oder Open Source-Pläne online zur Verfügung.
Mehr Transparenz, mehr Verpackung
Wer nachhaltig konsumieren möchte, hat durch den Onlinehandel heute einfach und schnell die Möglichkeit, nachhaltig produzierte und fair gehandelte Produkte zu kaufen. Digitale Tools sorgen für leichteren Zugang zu Informationen über einzelne Produkte (z. B. über bedenkliche Inhaltsstoffe) und bessere Vergleichbarkeit ähnlicher Produkte. Die Blockchain-Technologie ermöglicht es, die gesamte Lieferkette von der Produktion über die Weiterverarbeitung bis zum Handel lückenlos und transparent zu verfolgen.
Die positive Wirkung dieser Tools für einen nachhaltigen Konsum erfordert es, dass sich KonsumentInnen informieren können und wollen und Kaufoptionen kritisch reflektieren. Eine ökologische Herausforderung des Onlinehandels besteht in starken Wachstumsraten bei nicht nachhaltigen Produkten. Die Zahl an Paketsendungen – auch aus dem Ausland – sowie der Verbrauch an Verpackungsmaterial steigen sehr stark an. Zudem werden immer mehr Produkte wieder an Händler zurückgesendet.
Dematerialisierung spart Ressourcen
Durch die Dematerialisierung (z. B. E-Reader, Streaming) können Ressourcen und Energie teilweise eingespart werden, wenn die notwendigen Geräte richtig, langfristig und, wenn möglich, von mehreren Personen genutzt werden. Das Streamen von Musik und Videos führt aber auch zu einem stark steigenden Energieverbrauch der notwendigen Serverfarmen und Endgeräte.
Augmented Reality und Virtual Reality können zukünftig u. a. dazu genutzt werden, virtuelle Touren durch Einkaufscenter anzubieten, was wahrscheinlich den Konsum erhöhen wird. Die virtuelle Anprobe von Kleidungsstücken ist schon heute möglich. Dies kann die Menge an zurückgesendeten Kleidungsstücken aus dem Onlinehandel reduzieren helfen.
Nachhaltige Vorschlagsysteme
Sofern rechtlich möglich, sammeln Anbieter und Händler zahlreiche Informationen zu den Kaufentscheidungen von KundInnen. Immer bessere Präferenzprofile machen personalisierte Werbung zum richtigen Zeitpunkt möglich. So bekommen KundInnen immer mehr Produkte angeboten, die ihren Vorlieben und Bedürfnissen entsprechen. Dies birgt die Gefahr, dass sie sich nicht (mehr) über alternative und nachhaltigere Produkte informieren. Vor diesem Hintergrund sind für nachhaltigen Konsum transparente Rahmenbedingungen für Vorschlagssysteme wünschenswert, die auch ethische Grundlagen sowie ökologische Rahmenbedingungen bei der Erstellung von Kaufempfehlungen berücksichtigen und kommunizieren.